Die Messe Fernlicht – Outdoor, Fotografie und Reisen

An diesem Samstag im grauen November fahre ich nach Leipzig zu der erstmals stattfindenden Messe Fernlicht.  Die Ankündigung klingt verführerisch, obwohl ich denke, dass die nördlichen Regionen etwas unterrepräsentiert sind. Trotzdem habe ich einen sehr wichtigen Grund: Martin Hülle repräsentiert als einziger das Thema Eis und Schnee und ihn wollte ich schon lange persönlich kennenlernen. Er ist quasi in vielen Momenten eine große Inspiration für meine eigene Arbeit in den kalten Regionen.

Auf meinem Gefährt befinden sich noch Sommerreifen, aber kurz vor Leipzig entsteht ein dichtes Schneegestöber. Eine hervorragende Einstimmung wie ich meine. Ich finde die neue Kongreßhalle am Zoo und checke in das sensationelle Gebäude ein. Ein gut gefülltes Programm mit Seminaren und Vorträgen nebst einem Hallenplan finde ich im Flyer. Aber es ist kurz vor zehn und deshalb eile ich schnell in einen historischen Seminarraum im Obergeschoss.

IMG_1551Auf der Leinwand alt sich eine bläuliche Schneelandschaft, wenn ich daran vorbei schiele sehe ich draußen durchs Fenster die Flocken tanzen. Als hätten wir uns gestern erst gesehen, gemeinsame echte und virtuelle Bekannte lassen Grüße ausrichten und es ist gleich so, als würde das Thema Arktis eine bestimmte Gruppe von Menschen einen. Toni, „dervondraußen“ kommt auch mit in den Vortrag, nein eigentlich ein Seminar. Martin Hülle erzählt in der nächsten Stunde über die Bedingungen und die Gedanken beim Gestalten von Fotos, die arktische Gegenden zeigen. Unter jedem Bild stehen die wichtigsten Daten, welches Kameramodell von Fuji Martin benutzt hat, welche Optik, Verschlusszeit und Blende. Sehr aufschlussreich für Anfänger und Fortgeschrittene. Die persönlichen Schilderungen fixen mich besonders an und der Fakt, Weg und Landschaft zu dokumentieren statt zu porträtieren.

Denn auf all meinen Reisen ist es auch immer wieder Thema: Hier müsste man nochmal bei Sonnenaufgang sein, um die Landschaft abzulichten oder an jenen See, um Nordlichter zu fotografieren, wenn er noch nicht zugefroren ist. Aber bei der Art von Reisen, die Martin Hülle unternimmt, bietet sich nicht die Gelegenheit zur Rückkehr. Deshalb ist es angesagt, den Moment an diesem Ort festzuhalten. Der nüchterne dokumentarische Stil gefällt mir. Aus Der Not eine Tugend. Ich erlebe es oft genug, die Familie will weiterziehen, ich fotografieren. Es bleibt eine Minute, vielleicht fünf, vielleicht eine halbe Stunde am Morgen los zu ziehen, wenn die Familie noch schläft.

Allerdings verfolgt Martin Hülle schon länger das Fotoprojekt „Mein Norden“. Er erstellt einen limitierten Bildband mit den besonderen Orten und Bildern. Was für eine schöne Idee, besonders als wir gemeinsam Gedanken verloren über verschiedene Papiersorten an einem Buchstand streichen. Sicherlich wird man auf seiner Webseite bald von dem Fotoband mehr erfahren:

Apropos Messe Stände. Es ergießt sich eine Vielfalt von Angeboten auf zwei verschiedene Ebenen in der Kongreßhalle. 60 Aussteller. Eine wilde Mischung aus Technik Ständen: Stativmarken, Kameraherstellern, dazu kommen Outdoorausrüster, wie ein großer Leipziger Laden oder eine Handelsagentur. Dazwischen streuen sich Reiseveranstalter für exotische Fotoreisen hauptsächlich in wärmere Gegenden. Ich fühl mich hin – und hergerissen. Angeblich haben 1600 Leute diese bunte Mischung gesehen. Es soll eine Fortsetzung geben.

IMG_1558Die Messe Fernlicht mit Lesungen und Vorträgen

Mich hat noch Stephan Orths Lesung aus „Couchsurfing im Iran“ besonders berührt. In einem großen Saale sitzen brav mehrere Dutzend Zuhörer auf Stühlen. Vorne zeigt der Autor Bidler von verschiedenen Fotografen. Situationen aus seinem Buch überschneiden sich mit den Fotografien und mit Musik. Eine bezaubernde Atmosphäre. Natürlich habe ich nur „Opas Eisberg“ von Stefan Orth im Hinterkopf. Aber die Verzauberung bewirkt, dass ich in Gedanken in den Iran reise. So ein junger Typ geht so ein krasses Risiko ein, als Journalist entlarvt zu werden , und kommt mit einer Menge herzerwärmenden Geschichten wieder.

 

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Die Messe Fernlicht mit Outdoorausrüstung

Auf dem Rundgang durch die „Messehallen“ frage ich Martin Hülle Löcher in den Bauch. Stativ, Solarpanele oder Akkus und welche Stirnlampe er benutzt. Dazu verwickel ich mich selber in ein intensives Gespräch mit den Leuten von der Marke Yeti. Die Daunenschlafsäcke, die man super klein verpacken kann, werden in Görlitz produziert. Im Globetrotter Dresden kann man verfolgen, wie Daunen in die Schlafsäcke gefüllt werden. Auch kann man einen Schlafsack auf besondere Körperformen zuschneidern lassen.  Wenn ich all die Oberbekleidung dort hängen sehe, ahne ich schon, dass ich mich gar nicht länger damit beschäftigen darf, sonst gebe ich noch Geld aus. Denn gute Daune kostet auch gutes Geld. Eine Weste stopft ein Mitarbeiter von Yeti in ein kleines Säckchen, was nicht größer ist als eine Trinkflasche. Sehr beeindruckend.

 

 

IMG_1560An einem anderen Stand bewundere ich Solarpanele und einen Akkupack. Drei Kamerakkus soll man damit aufladen können. Sechs bis 8 Stunden Ladezeit. So hell muss es erst mal im Norden sein. Martin erzählt, dass er auch gerne 10 Akkus einpackt. Etwa das gleiche Volumen. Auf jeden Fall ist die Solartechnik eine, mit der ich mich nochmal auseinandersetzen will. Ein dazukommende Messebesucher erzählt von einem thermisch elektrischen Generator. Ich recherchiere gleich zu Hause nach dem Power Pot.

Bei der Handelsagentur, die auch Headlights vertreibt, informiere ich mich über die Geräte, die eine lange Lebensdauer auch bei Kälte haben. Dazu ist es wichtig, dass man den Akku auch an einem Verlängerungskabel in die Tasche stecken kann, damit er sich nicht durch die Kälte entlädt. Solche Modell sind bei Petzl anscheinend ab 150,00 Euro zu haben. Soviel habe ich allerdings noch nie für eine Taschenlampe ausgegeben. Aber schön wär es schon.
Am späten Nachmittag bin ich dann voll mit Eindrücken, habe mehrere teure Kaffee und Kekse schnabuliert und trete den anderthalb stündigen Rückweg an.

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Im nächsten Jahr findet die Messer Fernlicht in Leipzig wieder statt. Auf der Webseite wird es detaillierte Informationen zum Programm geben: http://www.fernlicht-messe.de/

 

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

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