Fjellnorwegen mit dem Mjøsa See

Der Mjøsa See in Fjellnorwegen ist von Deutschland aus unkompliziert zu erreichen. Einmal angekommen, breitet sich eine ursprüngliche Landschaft mit den verschiedensten Möglichkeiten zu Outdooraktivitäten aus. Einiges habe ich ausprobiert.

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Anreise nach Fjellnorwegen

Mittwoch 12.8.2015
Erst mal wieder in den Modus „ohne Familie“ Reisen kommen. Eine Stunde S- Bahn und Regionalbahn zum Flughafen Schönefeld fahren. Überraschung: man kann ja lesen und braucht nur auf zwei Gepäckstücke acht geben. Die Schalter von norwegian sind sehr voll und ich gedulde mich. Dann noch das Durchleuchten. Natürlich wird das Kamerequipment extra behandelt. Dann ist es ewig nicht klar, an welches Gate ich muss. Fünf Minuten vor Boarding wird es angezeigt. Ich laufe noch durch lange Gänge auf und ab. Ich sitze in Reihe 1 und muss mich mit dem Einsteigen nicht beeilen. Wir starten mit Verspätung, denn auch das Einsteigen erfolgt mit nochmaliger Ausweiskontrolle. Der Flug Berlin- Oslo dauert knapp anderthalb Stunden. In Oslo Gardermoen landen wir erst mal am Domestic Terminal und werden mit dem zur zentralen Ankunftshalle gebracht. Mir knurrt inzwischen der Magen. Auf diesem Flug gibt es offiziell keine Verpflegung, nur sehr teure Snacks und Getränke zum Kaufen.
Ein Wuling am Gepäckband wie ich es noch nie erlebt habe. Der Flughafen scheint aus allen Nähten zu platzen. Vier Flugzeuge sind vor mir und gleichzeitig auf dem selben Band. Dementsprechend stehen die Menschen in 3er Reihen davor und versuchen Blicke auf die Gepäckstücke zu erhaschen und riesige schwere Koffer herunter zu zerren und auf Rollwagen zu stapeln. Ich komme eine Dreiviertel Stunde später am vereinbarten Treffpunkt an als gedacht. Und obwohl ich ohne Kinder reise, bin ich schon ganz schön fix und fertig. Zum Glück wartet die kleine Reisegesellschaft noch auf mich, so dass wir gemeinsam in einem kleinen Bus nach Gjørvik fahren. Die Tour geht etwa 120 Kilometer von Oslo aus nach Norden an die Südspitze des Mjøsa See. Angenehme 20 Grad, der Neid der „40 Grad Berliner“ ist mir sicher. Die Landschaft wird hügeliger. Es ist sieht sehr aufgeräumt auf, wenig wild, nur die Wolken am Himmel wirken zerfetzt. Mischwälder rechts und links der Straße und viele Seen, die das Himmelsblau spiegeln. Wir landen im Quality Strandhotel in Gjørvik. Ein moderner Cube an einem rauschenden Bach. Kleinstadtflair. Praktischer Weise sind hier auch gleich das Theater, Kino und ein Restaurant des Ortes untergebracht. Mein Zimmer hat zwar nur die Aussicht auf ein Flachdach, dafür aber ein tolles frostiges Bild über dem Bettkopf und auch ansonsten kann ich mich mit der Innenarchitektur gut anfreunden. Skandinavisch schlicht und edel.

Ein Tag auf dem Mjøsa See in Fjellorwegen

Der Mjøsa See schmiegt sich wie ein kleines Meer zwischen die Berge in Fjellnorwegen. Der Himmel ist heute blau und es weht ein kleines Lüftchen. Bergluft, denke ich, und atme tief durch, während Segelbote mit ihren weißen aufgeblasenen Segeln eine kleine Regatta auf dem glitzernden Wasser fahren.
Angeblich erkennt man den gemeinen Norweger daran, dass er in seinem Gepäck und auf Reisen und überhaupt entweder eine Angel mit sich führt oder Skier.
Wir sind mit Geir Sievertzen verabredet.

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Dr. Hook als Angelguide am Mjøsa See

Sonnengegerbtes Gesicht. Lachfalten. Glatze.  Das ist Dr. Hook im echten Leben auch Geir Sievertzen genannt. Er drückt mir eine Angel mit Blinker in die Hand. Er ahnt natürlich nicht, das ich früher mit meinem Großvater in Warnemünde an kühlen Sommermorgenden die Angel unermüdlich in die Ostsee gehalten habe und staunt, als ich gekonnt den Blinker 20 Meter weit vom Ufer ins Wasser versenke und ihn mit ruhigen Bewegungen wieder einhole.
Wir stehen an einem Bach mitten in der Stadt, das Wasser sprudelt und angeblich fühlen sich hier Forellen sehr wohl. Nix beißt. Wir versuchen es weiter unten von der kleinen Brücke aus. Auch kein Glück. Geir Sievertzen zeigt mir noch eine spezielle Technik, die man mit diesen anderen glibbrigen Ködern anwendet. Man muss sie Stückweise über den Grund ziehen und immer wieder absinken lassen. Was für ein lustiges Spielchen. Dario neben mir an der Kaimauer behauptet, er hätte schon einen dran gehabt mit dieser besonderen Technik. Er fängt an, in ausschweifenden Sätzen zu erklären, dass der Fisch sich unter einem Stein versteckt hätte und der Köder deshalb da irgendwo hängen geblieben wäre – aber eigentlich war er schon dran…. Ah gähn – Anglerlatein.
So wie ich hier aufs Wasser schaue, meditativ immer wieder die gleiche Ausholbewegung mache und den Köder wieder einhole, ist es mir eigentlich egal, ob was anbeißt. Hier zu stehen und zu wissen, dass es in good old Germany jetzt gerade 20 Grad mehr sind, ist sehr befriedigend, die Aussicht beruhigt und die frische Luft ist gesund!

Picknick mit regionalen Spezialitäten am Ufer des Mjøsa See

Auf einer kleinen Landzunge setzen wir uns mit Geir an eine festlich gedeckte Tafel, Forelle brutzelt auf dem Grill, Gemüse und Kartoffeln gibt es dazu. Als Vorspeise, koste ich hier und da getrocknetes Renfleisch und Käse auf flachem knusprigen Brot, Flatbrød genannt.
Das wird hier übrigens aus Kartoffelmehl hergestellt. Die Knolle wächst hier. Dazu gibt’s Hansabier aus der Hansestadt Bergen – erinnert mich an meinen heimatlichen Fußballverein FC Hansa Rostock – deshalb muss ich auf jeden Fall probieren.
Als Schnäpschen danach darf ein Aquavit nicht fehlen. Der wird genau hier in Gjørvik hergestellt, eine kleine Fabrik steht am Hafen, ein metallglitzernder Schornstein ragt auf und zeigt den Namen HOFF.


Ich weiß gar nicht, ob ich nicht doch ein wenig betrunken bin, als etwa 10 Leute inklusive mir in ein kleines Motorboot kraxeln und sich etwas unbeholfen in ihren dicken Schwimmwesten ein Plätzchen suchen. Ich will es mir natürlich nicht entgehen lassen, den alten Schaufelrad Dampfer „Skibladner“ vom Wasser aus zu sehen. Und naja ein paar Angeln halten wir während der Fahr auch rein und lassen sie einfach hinterm Boot mitziehen.

Petri heil auf dem Mjøsa See

Ich halte mal eine fest. Während ich die Landschaft im Abendsonnenlicht bewundere, andere etwas frieren und das hochspritzende Wasser scheuen, biegt sich die Spitze meiner Angel verdächtig. Na, denke ich, das ist der Wasserwiederstand und zieh die Rute etwas dichter zu mir, aber das fühlt sich etwas unregelmäßig an. Ich fange mal zu kurbeln… ich hatte die Angelschnur ja 20 bis 30 Meter hinterm Boot. Also kurbelte ich eine ganze Weile bis dann doch etwas silbriges an der Wasseroberfläche erschien und zappelte. Geir Sievertzen als unser Angelguide war auch gleich ganz aufgeregt und sagte, dass es bestimmt ein Barsch sei, was anders kriegt man hier eh nicht, oder man muss es ewig versuchen. Aber was war das? Trout! Die Reisebloggerin hält einfach mal ne Angel fest und fängt ne Forelle – großes Blitzlichtgewitter. Das Fischlein ist aber zu klein. Offiziell muss der Fisch 50 cm lang sein, damit man ihn mitnehmen darf und ihn vom Grill genießen kann. Ich verabschiede mich höflich von dem kleinen Ding und werfe es ins Wasser. Ich bin ganz froh, dass ich nicht noch einen Mord auf dem Gewissen haben muss heute.

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Foto:Geir Sivertzen

Stattdessen falle ich müde von der vielen frischen Luft in mein Bettchen im Strandhotel Gjørvik. Über dem Bettkopf ein frostiges Bild mit Eisblumen, schickes schlichtes skandinavisches Design.

Sternschnuppen über dem Mjøsa See in Fjellnorwegen

Aber nein, schrecke ich hoch.. es soll ja heute so viele Sternschnuppen geben. Für nächtliche Fotostreifzüge bin ich ja schnell zu motivieren. Ich mache mein Stativ startklar und stolpere nochmal mit Stirnlampe aus dem Haus. Jetzt heißt es, ein dunkles Fleckchen mit wenig Lichtverschmutzung zu finden, um vielleicht ein paar Sternschnuppen zu fangen. Am Ufer des Mjøsa mit den Lichtern der Stadt im Rücken finde ich einen Platz, wo ich mir -zigfach etwas wünschen kann und eine Schnuppe landet tatsächlich auch auf einem Foto. Findest du sie?

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Vielen Dank an Visitnorway und die Region Fjell Norwegen für die Einladung.

Ein Kommentar:

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