Helikopter Flug über Laponia

5. Aug. Über Stora Sjöfjallet

In unserer kleinen Sommerhütte im Samendorf wachen wir auf und frühstücken- do as the natives do – flaches Brot mit Butter und Kaffee und naja Tee. In so einer Spezialsituation gibt es auch schon mal Fanta zum Frühstück, die stand noch vom Vorabend rum.

Das Wetter sieht unentschieden aus und nachts dachte ich schon, es regnet aufs Dach. Aber nein, Jasper erklärt, dass es die problematischste Wetterlage hier am Akkhajaure ist: Ostwind. Alle Boote werden an Land geholt und um bzw. hinter dem Berg Akkha braut sich irgendetwas zusammen. Der Bootsausflug zum geheimen See ist jetzt ganz und gar nicht mehr drin. Welch ein Segen hat Jesper ein aufgeladenes Handy und den Drive, was passendes zu organisieren.

Der Helikopterflug über Laponia

Sein Vorschlag, jetzt schon zurückzufliegen und dann noch Zeit am Stora Sjöfallet Mountain Center zu verbringen. Wir nehmen an und packen hektisch unsere sieben Sachen. Der Helikopterflug über Laponia soll schon in 15 Minuten stattfinden.

20150805-DSC_7463Ich habe weder einen neuen Akku aufgeladen, noch Speicherkarten bereitgelegt und keine Zeit mich seelisch darauf vorzubereiten. Ich bin mächtig aufgeregt und fühle mich wie nach mehreren Tassen starken Kaffees.
Mir liegt sehr am Herzen, dass wir uns von Leila Nutti verabschieden und Merle braucht natürlich ein paar Minuten mit Hedda, ihrem Hund. Wir versprechen in Kontakt zu bleiben und ich wünsche mir sehr noch mehr über ihr Leben hier im Dorf und ihre Handwerkskunst und das Studium in Jokkmokk zu erfahren.

Wir rennen über die kleine Holzbrücke ohne in das klare Bergwasser zu fallen, den Trampelpfad zum Strand hinunter. Schon vor fünf Minuten habe ich das markante Hubschraubergeräusch über dem Dorf gehört. Er ist also schon gelandet und wartet.

Stora Sjöfallet Mountaincenter organisiert wirklich zugeschneiderte Pakete und wie verblüffend ist es, wenn man sie so fast Stundengenau anpassen kann, wie man es braucht. Die Samen sind immer überpünktlich, das haben wir auch schon bei Per Stefan gemerkt, der uns gestern mit dem Boot abholte. Als Jesper und der Pilot unser Gepäck an einem kleinen Seitenkorb des Hubschraubers verstaut haben, bekommen wir das Zeichen, dass wir einsteigen können. Sprachliche Verständigung ist fast unmöglich, denn der Rotor ist sooooo laut.

20150805-DSC_7465Ich sitze vorne neben dem Piloten. Natürlich steige ich wie im Auto ein und das wäre die falsche Seite. Der Pilot sitzt nämlich rechts. Hätte ganz schön dumm ausgesehen, wenn ich das Ding hätte steuern müssen. Aufgrund der schwierigen Wetterlagen haben wir den stabilsten Helikopter ordern können. Unter meinen Füßen ist es durchsichtig, so kann ich prima fast rundum gucken. Alle haben wir Kopfhörer gepaart mit Gehörschutz auf, woran ein Mikrofon befestigt ist. So hören wir uns alle über das System, anscheinend hören und sprechen aber auch noch andere mit wie in einem Funkkanal. Muss lustig sein das Kindergequietsche nebst aufgeregtem „Guck mal hier… guck mal da“ mitzuhören.  Das Wupwupwup wird irgendwie anders und der Hubschrauber hebt ab, nachdem wir alle angeschnallt sind. Wir starten gegen den Wind und drehen erst einmal eine Runde über das Dorf und sehen dann die Flussmündung mit den gewaltigen Wasserfällen  und –strudeln vom ersten Tag. Der Ahkkajaure ist fast wie ein kleines Meer von hier. Es liegen wie hinein gestreut einige Inseln mittendrin. Wir umfliegen den Berg hinter dem Dorf und landen auf einem Plateau des Boalnotjåhkkå. Wir haben uns nämlich gewünscht, Schnee zu sehen.

Schneeballschlacht im August

20150805-DSC_7510Wir schnallen uns ab und rennen in den schweren nassen alten Schnee hinein und beginnen spontan eine Schneeballschlacht. Schnee im August, das ist mal nicht schlecht. Wie eine Horde Kindergartenkinder müssen wir wieder zusammengerufen werden, um geordnet in den Helikopter einzusteigen. Merle darf vorne sitzen. Ich versuche mein grosses Objektiv durch ein kleine Schiebefenster zu halten und merke, dass ich es ganz schön festhalten muss. Ich bin gespannt, wie wackelig die Filmaufnahmen werden. Dramatisch lungern die Wolken zwischen den Bergen herum und wir fliegen jetzt direkt Richtung Ritsem. Dort ist der Flughafen und auch unser Auto steht dort von dem Tag, als wir mit dem Boot rüber gefahren sind. Wir steigen aus und sind nicht so richtig von dieser Welt, ein bisschen benommen von den Eindrücken. Laponia, das Weltkulturerbe von oben  ist so anmutig und wunderschön anzusehen. Ich bekomme noch mehr Respekt vor der Natur und ihren Schätzen.

20150805-DSC_7529 Während die anderen die Autos holen, stehe ich mit dem kleinsten noch am Flughafen oder soll ich sagen Parkplatz für zwei Hubschrauber? Mit offenem Mund beobachtet er , wie der Hubschrauber wieder betankt wird und dann zu seiner nächsten Tour abhebt. Ich glaube, er kann es noch gar nicht richtig fassen, was jetzt passiert ist.

Es dauert eine ganze Weile bis die anderen wieder zurück sind. Ich erfahre, dass sie Per Stefan getroffen haben und er sein Boot an Land kriegen musste, da waren alle Hände gefragt.

 

Wir trinken noch einen gemütlichen Kaffee in der Jugendherberge STF in Ritsem. Hier ist alles belegt, ein paar Zelte stehen zwischen den roten Holzhäuschen. Viele Wanderer brechen von hier aus in die Nationalparks auf. Ich entdecke sogar ein Mountainbike mit Gepäcktaschen. Im Nachhinein staune ich auch, wie alle die Menschen, die hier wandern so sorgsam mit den Übernachtungsorten umgehen. Es ist selbstverständlich, dass kein Müll herumliegt, alles wieder mit zurücktransportiert wird. Auch die kleinen Samischen Dörfer transportieren ihre Müllsäcke rüber nach Ritsem oder in den jeweils nächstgrößeren Ort.

Jesper muss hier noch ein paar Besorgungen für das Sora Sjöfallet Mountain Center machen. Frischen Fisch besorgen Arctic Char. Steht schließlich auf dem Menü. Dann weiß ich ja, was ich heute Abend bestelle.
Wir treten unsere Fahrt dorthin zurück an. Zirka 50 Kilomter schlängelt sich die Straße am Wasser entlang. Die dunklen Berge drumherum sind immer präsent. Hin und wieder findet ein kleiner Wasserfall den Weg hinunter. Der Schnee schmilzt dieses Jahr spät und die Flüsse haben noch an vielen Stellen Hochwasser.

In Stora Sjöfallet angekommen lassen wir uns im gemütliche Restaurant nieder. Dagens Lunch (Tagesgericht zur Mittagsstunde) ist heute gebratene Wurst mit Möhrengemüse und Kartoffeln. Da greifen wir zu. So einen typischen „Dagens Lunch“ gibt es in vielen Restaurants, es ist meist ein Angebot für 100 bis 120 Schwedische Konen, also ca. 12 Euro. Kinder zahlen die Hälfte. Dazu darf man sich dann ein Getränk, Salat, Brot und Butter und danach einen Kaffee oder Tee nehmen. Jan braucht einen Mittagschlaf und wir anderen machen es uns mit dem Computer und Lego auf den Ledercouchen vor dem offenen Kamin gemütlich.

Die Welt ist so klein – Treffen im Stora Sjöfallet Mountain Center

Mit viel Konzentration starre ich auf den Bildschirm und sichere die Bilder von meinen Speicherkarten. Wenn draußen der reguläre Bus aus Gällivare hält wird es hier im Haupthaus des Stora Sjöfallet Mountain Center voller. Die Gäste haben 15 Minuten Zeit auf Toilette zu gehen und im Shop zu stöbern, bevor sie weiter in die Wildnis fahren. Ich schaue kurz auf, als einige Leute am Bücherregal neben mir stehen – ich kann es nicht glauben, dass dort unsere Nachbarn stehen. Niklas und seine Kinder aus Babelsberg sind auf der Durchreise. Großes Hallo und kleiner Austausch über Woher und Wohin. Wie oft haben wir schon im Süden zusammengesessen und über den Norden geschwärmt. Merle kann gleich ihr fast ausgelesenes Buch weitergeben und die Kids haben Reiseliteratur. Die Welt ist so klein.

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Die Wasserfälle in Stora Sjöfallet

20150805-DSC_7629Am späten Nachmittag machen wir von hier aus noch einen kleinen Ausflug zu den großen Wasserfällen. Frederik der Hotelmanager beschreibt uns den Weg. Wir entscheiden uns die Hälfte mit dem Auto zu fahren und den Rest zu spazieren. Auf dem asphaltierten Weg liegen jede Menge Elchköttel und mir fällt auf, dass wir eigentlich noch einen Elch fotografieren müssten. Am Ufer, wo man direkt an den tosenden Wasserfällen ist, gibt es auch die Möglichkeit zu Zelten. Was für ein idyllisicher, aber auch lauter Platz. Wir klettern über Stock und Stein, um immer dichter an das Wasser ranzukommen. Wir finden einen Platz zum Beine baumeln lassen und Kekse knabbern. Fast so gut wie mit dem Boot an die Wasserfälle heranzufahren. Kajaks und Kanadier kann man dafür übrigens auch im Stora Sjöfallet Mountain Center leihen. Ein Guide zeigt einem auch den richtigen Weg durch das wilde Wasser bis ganz dicht ran. Ich selber klettere noch ein bisschen, um die obere Etage der Fälle zu erreichen. Die Kinder müssen wir ein bisschen zügeln, nicht an all zu gefährlichen Stellen zu klettern.

Dann müssen wir uns doch ein bisschen beeilen, um unseren reservierten Abendbrottisch in Anspruch zu nehmen. Frederik der Hotelmanager sagt nämlich, dass heute das Hotel ausgebucht ist. Obwohl viele Plätze belegt sind, ist die Atmosphäre gediegen, das Kaminfeuer prasselt. Wir bestellen a lá Cart. Die Kinder wählen aus dem Kids Menue Meatballs , also Köttbullar und Spaghetti. Ich nehme Arctic Char, Röding und Jan isst ein Rentier Steak. Es gibt hier nur regionale Zutaten.

Die Teller sehen herrlich aus und ich genieße den Fisch auf andere Weise als am Lagerfeuer. Nach dem Essen ist die Sauna und ein Hot Tub für uns gebucht.

Sauna und Hot Tub in Stora Sjöfället Mountaincenter

IMG_5788Eigentlich ist die Reihenfolge umgekehrt, sich frisch machen fürs Abendessen und die Zivilisation passiert ansonsten in der Sauna vor dem Essen. Die Sauna ist in einem extra Häuschen auf dem Gelände, auf der Terrasse steht ein Hot Tub, der mit Holz angeheizt wurde. Mit viele Freude planschen die Kids in der grossen Badewanne. Und dann ist es schon wieder nach zehn bis die Kleinen ins Bett kommen. Es wird zwar mittlerweile etwas dunkel, aber es ist gerade mal kurz nach zwölf am dunkelsten, aber auch nicht stockduster. Ich gehe noch auf Fotopirsch, denn mich interessiert das ganze alte Holz, was in den Wäldern herumliegt. Von Wind und Sonne gebleicht kann man mit viel Fantasie in einigen Stückchen Figuren oder Tiere erkennen und prompt befinde ich mich in einer Märchenwelt in der blauen Stunde.

 

Dazu musste ich nicht mal eine lange Wanderung unternehmen, sondern brauchte nur um die Ecke vom Stora Sjöfallet Mountain Center spazieren. Es ist fast wie jedes Mal auf den Reisen, dass ich am letzten oder vorletzten Tag jede Minute intensiv ausnutzen will. Die Wolken zeigen mir nochmal ein super Schauspiel am abendlichen Himmel.
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Dieser Roadtrip wird unterstützt von der Destination Schwedisch Lappland und der Autovermietung Hertz Kiruna. Gegen Mücken schützt uns Kleidung von Craghoppers mit der Serie nosilife. Danke an das Stora Sjöfallet Mountaincenter für das exklusive Erlebniss in diesen Tagen.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

Ein Kommentar:

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