In einem Rutsch von Deutschland nach Schwedisch Lappland

Die Lappland Lodge als Dreh- und Angelpunkt meines Kurztrips

Fliegende Autos, wo gibt es denn sowas… wenn man nach Arvidsjaur in Schwedisch Lappland fliegt, wundert das niemanden mehr. Arjeplog und Arvidsjaur sind nämlich die Hochburgen der Automobil Test Branche im Winter.

Am Checkin Schalter stehen kurz vor Ostern bei zehn Grad plus Menschen in dicken Winterjacken, beschriftet mit ‚Driving Team‘ oder ‚4Active‘. Sie wollen wahrscheinlich nicht zum Wellnessurlaub nach Nordschweden.

Hinter der Sicherheitskontrolle in Stuttgart gibt es nur noch Kaffee für 4,30 Euro(!) Schreck laß nach.
Am Gate sitzt mir ein Paar gegenüber: Sie stickt und er – liest eine Tauchzeitschrift – ob sie auch wirklich richtig sind?

Fly-Car ist eine Charter Fluggesellschaft, die Flugzeuge von Germania von Hannover oder wie jetzt von Stuttgart nach Arvidsjaur fliegt.
Nach drei Stunden Flugzeit lande ich dort in Winterwonderland. Schon von oben war beruhigend viel Schnee in der Landschaft zu sehen.

Schwarze VW Busse mit der Aufschrift Lappland Lodge warten auf einige der eintrudelnden Gäste aus dem Flieger von Stuttgart. Jürgen Latki begrüßt jeden persönlich, einige scheinen alte Bekannte zu sein, die öfter zum ‚Spielen‘ hier hoch kommen. Es ist um die Null Grad kalt und es schneit.

Die meisten Gäste sind männlich und starren während der kurzen Fahrt zu Lodge aus dem Fenster auf der Suche nach den neuesten Automodellen, die vielleicht an der nächsten Tanke halten. Hier oben hat nämlich die Automobilindustrie ihr zweites Zuhause – oder auch Winterquartier zum Testen von neuen Modellen und Techniken auf vereisten und verschneiten Flächen. Audi, VW, Mercedes, Continental – alle testen sie neues Material.

Wer jetzt hofft, dass ich mit coolen Auto Fotos um die Ecke komme, wird leider enttäuscht. Ich gebe mir Mühe, in diese Welt abzutauchen. Jedoch interessiert mich noch viel mehr um diesen Ort Arvidsjaur herum.

In der Lappland Lodge beziehe ich ein schönes großes Zimmer. Schlicht und schwedisch gestaltet und freue mich über die Stärkung mit Elchsalami, Rentierkäse und Kaffee. Ich komme mit einigen Gästen ins Gespräch, eine Firmengruppe ist unterwegs, um gemeinsam Spaß zu haben, zwei Motorenbegeisterte Brüder, ein Pärchen, ein einzelner Herr… fast alle kommen her, um dem Motorsport im Schnee zu frönen. Hier mit Supertours kann man mit Schneemobilen durch die Gegend kurven oder mit Audis auf Eis schlittern.

Schneemobil fahren in Schwedisch Lappland

Es folgt eine kleine theoretische Unterweisung für die Schneemobile bevor alle ihre Ausrüstung bekommen: Dicke Boots, Overall, Helm, Handschuhe. Ich brauche keinen Motorradführerschein, nur einen beweglichen Gasdaumen.

Ich freue mich darauf, mich nach einigen Jahren noch einmal darauf einzulassen. Ich war dabei, als jemand son Ding gegen nen Bäumchen gesetzt hat und den Schaden von siebenhundert Euro selbst zahlen musste. Seit dem Erlebnis und dem ganzen Lärm in der schönen Natur habe ich es nicht mehr gemacht.

Unser holländischer Instructor Jarome erklärt die wichtigsten Knöpfe und los geht’s in die Landschaft. Wir sind eine kleine Gruppe mit fünf Gefährten, ich fahre als vorletzte. Es brummt unterm Hintern und zunächst ist es auch noch einfach, der Scooterspur zu folgen. Es geht geradeaus durch frischen Schnee. Rote Kreuze sind die offiziellen Wegmarkierungen. Es schneit und ich kämpfe mit der richtigen Regulierung von Luft und Beschlagenheit an meinem Helmvisir. Offen lassen ist keine Option.

Die ersten Herausforderungen deuten sich an, wenn das Schneemobil sich nach rechts und links neigt. Dann heißt es, Gewicht verlagern. Auf einer freien Fläche auf dem See können wir ein bisschen rumkurven und probieren. Jarome zeigt, wie man in der Kurve kurz durchstarten kann, und wenn man den Lenker hochreißt und mit beiden Füßen auf einer Seite steht schräg auf einer Seite surft. Das probiere ich. Das Gefährt ist schwer, wenn ich es hochreißen will. Jedoch fetzt das, wenn es mir kurz gelingt. Anspruchsvoller sind jedoch Übungen im hügeligen Gelände zwischen Bäumen. Der kleine Gashebel ist bei der Bedienung ganz sensibel. Wenn ich kurz zuviel Gas gäbe, würde ich an einem Baum landen. Also lieber bisschen Gas und bisschen Bremse und ich schlängel mich durch den Krüppel Kiefer Hain.

Wenn es steil abwärts geht, lassen wir das Mobil vor uns erst mal unten ankommen. Auf der Hinfahrt ist unsere Durchschnittsgeschwindigkeit um die 30Km/h. Nach der Cola Pause dann sind es schon 40km/h. Man sieht also, dass wir nicht gerast sind, sondern mehr gemütlich bis experimentell unterwegs waren.
Die wirklich schwierigen Stellen erkannte ich daran, dass schon beim Anblick derselben mein Visier beschlug. Aber auch das ließ ich während der Fahrt regulieren. Vesir ein bisschen aufklappen, aber nicht zu weit, sonst wird die Schnupfnase zu kalt.

Zwei Stunden sind wir unterwegs und ich gönne mir bei Ankunft erstmal eine Sauna inder Lappland Lodge. Und dann tata – gibt es ein wahnsinniges Lachs Buffet. der Fisch in den verschiedensten Zubereitungsformen mit Soßen und Dips, Kräutern und Polarbröd und allem pipapo. Dazu ein Bier aus irgendeiner schwedischen Mikrobrauerei – herrlich. Ich schmelze dahin.

 

 

 

 

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

Ein Kommentar:

  1. Ein sehr informativer Post. Da kriege ich richtig Fernweh 🙂

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