Das schmelzende Icehotel und jede Menge Hundeschlittenhunde

Samstag 19.April: Die Sonne strahlt schon am Morgen und ich denke, na es wird wieder wie gestern, nachmittags zieht es sich zu und so – aber nein das Wetter hält und entwickelt sich anders, als der Wetterbericht erwarten ließ.

Nach dem Haferbrei Frühstück mit Blaubeeren und einem Kaffee vor dem Kamin fahren wir bepackt mit Picknick, Fotoausrüstung und allem, was man eben für einen langen Tag gebrauchen kann Richtung Kiruna. Es ist wie ausgestorben. Jedoch will Jan noch was in der Apotheke besorgen und ich in der Touristeninfo kurz ins Internet. Im Riesen Coop noch ein paar Eier gekauft, schließlich ist morgen Ostersonntag und irgendwie wollen die Kinder dringend Eis essen – ein Zeichen, dass ihnen die paar Plusgrade auch zuviel sind.

Das Icehotel – letzter Tag vor dem Meltdown
Wir streben Richtung Icehotel. In diesem Januar hatte ich es schon in seiner vollen Pracht erlebt und Arne meinte neulich am Telefon, dass es wohl noch in „a good shape“ ist. Aber sogar die letzten Nächte waren plus Grade. Wir sehen uns alle Räume an und es tropft uns ständig von oben auf den Kopf und in den Kragen. Große Pfützen erstrecken sich in der Mainhall. Annasofias Einhorn thront jedoch noch stolz auf einem Eisberg am Ende. Am beeindruckendesten ist die Suite 317, die dafür gemacht ist, die Dynamik dieser Veränderung zu sehen, Säulen aus Eis sind verbogen und verzogen wie in einem Dhali Gemälde.

Die Tür in einem Endgang ist herausgefallen und in der Bar muss man nur mit offenem Mund rumlaufen und schon hat man seinen Durst gestillt. Noch ein Foto in der Eiskirche und wir küssen uns nochmal vor dem Altar anlässlich , etwas verspätet zu unserem ersten Hochzeitstag.

Wir picknicken draußen vor dem Eishotel und erinnern uns an Merles Fotoprojekt mit dem Krokodil. Ich gehe nochmal mit ihr rein und stolpere über Arne Berg, den Artdirecor, er muss diese Tage immer wieder aufs neue entscheiden, ob das Gebäude noch sicher ist und wann geschlossen wird.

Ich freue mich sehr, ihn noch zu sehen, denn er fliegt morgen nach Afrika, wir trinken noch einen Kaffee und haben das Privileg inmitten der Eisernte von diesem Jahr stehen zu dürfen. Ein gewaltiges Erlebnis zwischen jeweils 2 Tonnen Eisblöcken zu stehen, die sieben bis acht Meter hoch gestapelt sind. Erhaben thront das Material, was im nächsten Winter wieder verbaut wird.

Hundeschlittentour mit Kirunatravel

Morten und Merle werden ungeduldig, wenn sich die Erwachsenen solange unterhalten und außerdem sind wir noch mit Sebastian Kamp verabredet. Er ist ein Bekannter , der vor einigen Jahren hierher ausgewandert ist, um mit Schlittenhunden zu arbeiten. Jetzt hat er seine eigene Firma – alle Achtung. Wir finden ihn auf dem Schlittenhundehof in Laxforsen schnell und was wir uns gar nicht zu träumen gewagt hätten, nachdem er am Telefon sagte, er war jetzt acht Wochen am Stück unterwegs, er will tatsächlich eine Schlittentour mit uns machen – jippie – Merle hilft beim Einspannen der Hunde, die schon ganz aufgeregt sind, aber auch prima hören – das liegt daran, dass Ende der Saison ist und Sebastian wünscht sich, dass sie sich auch noch an die Erziehung am Beginn der nächsten Saison erinnern.

Ein großer  Schlitten steht parat mit Rentierfellen drauf zum komfortablen Sitzen. Während einer langen Wochentour wird hier Gepäck transportiert und zum Beispiel 250kg Hundefutter für ein Gespann.
Sebastian, der Musher, ist sich ob der Beschaffenheit der Pfade nicht so sicher und weist uns ein, die Füße schön „drin“ zu lassen und wenn der Schlitten sich zu einer Seite neigt, sollten wir uns zu anderen neigen. Vorne sitzt Merle, dann Morten, dann ich, hinten Jan. Sebastian steht hinten und führt den Schlitten.

Wir fahren durch einen Wald, dann werden die Bäume kleiner und es sind freie Flächen vor uns, der Schnee spritzt hoch von den rennenden Hunden, von den Motorschlitten sind die Wege manchmal so ausgefahren, dass sie an Buckelpisten erinnern und der Schlitten kurz fliegt und dann unsanft aufsetzt, wir juchzen vor Freude und wissen gleichzeitig, dass es nicht gut sein kann für den Rücken. Manchmal versinken sogar die Hunde und haben bergauf ganz schön zu kämpfen. In einer Kurve versackt der Schlitten und wir müssen mal kurz absteigen.
Vor einem Lavvu, wo manchmal Kaffeefahrten pausieren, steht mitten im Wald ein Klavier, Sebastian meint, dass keiner weiß, wer sich den Scherz erlaubt hat, ein Klavier dorthin zu schaffen. An einem sonnigen Platz unter einer krüppligen Birke auf einem freien Platz machen auch wir Halt.  Er fragt: Ob wir ein Feuer machen wollen und heißen Kakao trinken wollen und uns stärken wollen – wovon auch immer – ja klar, juhu….

Aus trocknem Birkenfeuerholz ist schnell ein Feuer gemacht und ein Kaffeekessel aufgesetzt mit Wasser, an einem Stock werden abwechseln Marshmellows und Zimtschnecken erwärmt. Dann gibt e snoch Käsebrötchen und wir kommen aus dem Strahlen nicht wieder raus. Morten versucht immer wieder ein paar Schritte zu laufen und versinkt bei jedem zweiten und jammert, weil er sich nicht allein befreien kann.
Es ist so wunderbar, weil wir es nich erwartet hatten, Sebastian wie ein alter Freund war, wir viel erzählt haben und die Kinder mit uns, den Hunden und der Natur waren.

Das ist Lappland im Frühling. In ein paar Wochen oder nur Tagen, kann man die Flächen hier kaum mehr betreten, sie sind so sumpfig, dass man Mühe hat, im Sommer mit hohen Gummistiefen von Insel zu Insel zu waten, um die Blaubeeren zu pfücken.

Wir hören Geschichten von guter Ausrüstung und dem Unterwegs sein ohne Strom und fließend Wasser, dafür mit Zelt und Hunden und der Natur… das wollen wir auch ……..

Es geht wieder zurück zum Musher Hof, wo all die anderen Hunde sind. Die Abendsonne steht schon etwas tiefer und Sebastian hat gleich noch eine Nordlichttour mit Touristen vor. Jedoch befürchtet er auch, dass es nicht dunkel genug wird, bevor die Tour zu Ende ist.

Sebastian Kamp bietet mit Kirunatravel verschiedene Touren in Lappland an. Mehr über sein Angebot findet man auf seiner Webseite www.kirunatravel.com

 

Wir fahren in unser kleines Häuschen in Poulsta, kochen Nudeln und sind alle glücklich und Bettreif, jedoch könnte es heute nochmal Nordlichtalarm geben, ich muss wach bleiben und Merles Geburtstag morgen wollen wir auch vorbereiten.

es hat sich gelohnt – erfolgreiche Nordlichtjagd

 

Diese Reise wird unterstützt durch die Destination Swedish Lapland – Herzlichen Dank.

 

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

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