Mittwoch, 31. Oktober, Halloween

Das Wetter ist etwas besser. Kein Regen nur noch Wolken. 18 Grad und morgendliche Aufbruchs-Laune. Ziel heute: Furnas. Etwas südlich von uns mit heißen Quellen und einem Kratersee – Caldeira.

Ein unvorhergesehenes Highlight gleich zu Anfang. Da ich die Kurven hier nicht mit allzu großen Schwung nehme, kamen wir gerade so noch rechtzeitig vor einer Kuhherde zum stehen die wohl gerade von der Wiese abgetrieben wurde. Ich macht mir kurz Sorgen um das Auto, aber etwas hupen überzeugte die schwarze-weißen Milchproduzenten,  einen Bogen um uns zu machen. Merle und Morten freuen sich so große Tiere so zahlreich und nah zu sehen. Na dann. Weiter schlängelte sich die Strasse bis zu einem Miradouro mit großartig Blick über Furnas, die heißen Schwefelquellen, den See und die Berge bis zum Meer. Mehr geht nicht. Foto, Foto, Foto. Merle fand die Katze (offensichtlich ausgesetzt unterernährt, wie wir es schon bei vielen Hunden hier gesehen haben) viel spannender als den Ausblick. Kinder „ts..ts..ts“.

Wir wollten als erstes zum See. Warteten aber erstmal in einer Kurve geduldig bis der Erdrutsch, als Ergebnis des Regens der letzte Tage, von der Strasse entfernt wurde. Nicht der erste den wir sehen. Dann verfahren wir uns völlig in den kleinen Gässchen, die zur Krönung noch durch jede Menge Einbahnstraßen garniert sind. Nach stetigem Hin und her und auf und ab treffen wir zufällig auf einige Schwefelquellen mitten im Dorf. Ganz anders als in Island sind diese hier eingemauert, ausführlich Beschildert und mit einem Kiosk versehen. Trotzdem: Der Schwefelgeruch in der Luft und der heiße Dampf ist eine erfreuliche Erinnerung an  Island nur  mit Bäumen und üppiger Vegetation außen herum.

Dann zieht es uns doch nochmal in ein Restaurant. Nicht nur weil Mittagszeit ist, sondern auch weil wir die örtliche Spezialität probieren wollen. Schweinefleisch, Blutwurst, Huhn, Rind, Kartoffel und verschiedene Sorten Kohl  werden in einen Topf geschmissen und nahe einer heißen Quelle für viele Stunden im  Boden verscharrt um zu garen.  Das Ergebnis ist: Butterweiches Fleisch, das mich geschmacklich etwas an Kassler erinnert. Die Kartoffeln haben eine leichte Schwefel-Note. Insgesamt interessant, aber nicht so ganz meins. Geertje aber isst sich durch alles Sorten Fleisch und sogar die Blutwurst und ist danach kugelrund satt.

Kurz ins Auto gestiegen und auf zum Parque de Terra Nova. Sowas wie ein botanischer Garten. Das besondere: Man soll da in einer thermischen Quelle baden dürfen. Trotzdem fängt es wieder an zu regnen, der Entschluss ist gefasst. Und zack schwimmen die beiden Mädels in einer schwefelgelben, warmen Suppe mitten in einem Park. So unappetitlich sich das anhört bzw. aussah irgendwann wollte ich auch rein. So verbrachten wir als Familie bestimmt zwei Stunden im warmen Wasser. Herrlich. Merle hat prompt ein Mädchen aus Hannover kennengelernt und die Mädels verbrachten die meiste Zeit schwatzend und plantschend miteinander, während sich die Eltern mit den dazugehörigen kleinen Geschwistern und sich selber beschäftigten. Irgendwann waren wir und unsere Badesachen gelb wie die Simpsons und wir brachen völlig entspannt und müde Richtung Heimat auf.

Vielleicht sehen wir die Familie um Stella ja nochmal wieder. Die Tel.-Nr. wurden jedenfalls ausgetauscht und soooo groß ist die Insel nicht.

Halloween

Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir zu Hause. Und.. ach ja, es war ja Helloween. Ich war ja überzeugt, das sich dieser amerikanische Brauch noch nicht bis ins tief katholische Hinterland der Azoren rumgesprochen hat, aber falsch gedacht. Keine halbe Stunde zu Hause, klopfte es an der Tür. Süßes oder Saures bzw. Was auch immer das auf portugiesisch heißt.  Merle war mit Geertje wie der Blitz aus der Tür und meine Damen schlossen sich der plündernden und marodierenden Helloween-Bande an.

Geertje: Irgendwie machten wir den Mamas und Kindern dieser Horde deutlich, das wir uns anschließen wollten, im nahe gelegenen Souterrain Laden erhält Merle ihre Tüte und ist damit perfekt ausgerüstet, um mit den anderen Kindern massen von billigen Bonbons einzusammeln. An einigen Stellen gab es auch kleine Geldstücke und für die Mamas einen Schnaps. Leider konnte ich mir noch nicht mal merken wie der Spruch ging, den man an jeder Tür aufsagt, so beließen wir es bei Gejaule und Gejole und durchkämmten das halbe Dorf. Ein zehnjähriges portugiesisches Mädchen schloss schnell Freundschaft mit Merle und irgendwie wurde versucht sich zu verständigen….. mit ein paar ganz wenigen Brocken Englisch. In einige Häuser konnten wir kurz rein, in die Wohnküche oder in den Flur. Dabei konnte man feststellen, dass das feuchte Meeresklima nicht nur in unserem Ferienhaus spürbar war, sondern auch in vielen Wohnungen Stockflecken an den Wänden hinterlässt. Meistens gab es auch keinen Textilien  Fußboden, sondern Holz oder auch  nur Estrich. Die Leute waren allesamt sehr freundlich und fröhlich. Die Kinder waren verkleidet, die Mütter rauchten und tranken auf dem Weg das eine oder andere Bier in klitze-kleinen Flaschen.

Jan wieder: Ich brachte derweil Morten ins Bett und nachdem sie schon eine Stunde unterwegs waren fragte ich mich langsam, ob sie sich im Dunkeln evtl. verlaufen hatten. (Anm. Geertje: das hätte gut in den kleinen Dorfstraßen passieren können) Doch dann kamen sie mit fetter Süßigkeiten-Beute zurück. Merle mehr als glücklich. Dann gab es noch 10 min. Halloweenparty mit Gruselgeschichte von Merle in unserem Dachzimmer und dann war Merle nach 10 min. völlig K.o. eingeschlafen. Ich auch.

Papa

Jan Marquardt ist als Papa von Merle und Morten gut ausgelastet. Hat aber doch noch Zeit sich als Videograf, Blogger und Journalist mit all den spannenden Themen zu beschäftigen, die ihn an neue virtuelle und reale Orte führen. Das ein oder andere Foto hat er auch schon zum Blog beigesteuert. Und viele Texte von unterwegs versehentlich als Geertje Jacob eingeloggt veröffentlicht, daher steht in den Texten meist noch ein extra Hinweis auf seine Autorenschaft. Falls nötig :)

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