Fisch am Stiel in Kukkolaforsen

28.Juli 2015, Dienstag Kukkulaforsen

kukkolaforsen

Da das Frühstücksbuffet hier zur Grundausstattung einer Hütte gehört, stürzen sich Geertje und Morten hungrig auf die Leckereien. Ich und Merle kommen etwas später dazu. Und gleich merke ich wieder, wir sind in Schweden. Ich hatte nämlich reflexartig zum dunklen Brot gegriffen und beim ersten Bissen erinnerte ich mich wieder, das Brot ist hier weich und gesüßt. Also in Dschland würde das als Kuchen durchgehen. Übrigens sei hier erwähnt: Die Finnen bekommen das mit dem Brot, zu mindestens mit der dunkeln Vollkornvariante, hin. Als einzige in Europa, soweit ich davon weiss. Schreibt gerne in die Kommentare wo es noch gutes Nicht-Weißbrot! gibt.

Nach dem Frühstück braucht Geertje etwas Zeit für sich und ich ging mit den Kindern daher einfach mal Richtung historisches Fischerdorf. Vor der alten Mühle stapelten sich hölzerne Dachschindeln. Merle begann ein Geschenk für ihre Freundin Laura zu schnitzen und Morten begann damit, eine Straße (er nannte das Kunst) zu bauen. Wozu so ein paar kleine Holzbretter gut sein können. Ich sitze ruhig daneben und beobachte meine Kinder beim Einsatz ihrer Fantasie. Es ist warm ca. 17 Grad und die leichte Bewölkung ergänzt das Idyll dankbar.

Gemütlich gingen wir zurück und trafen Geertje, vollig verpennt und durch den Wind, an. Merle und ich waren davon ausgegangen, dass wir um 12 eine Verabredung mit Matthias Spolander (einen der Chefs) an der Rezeption hätten. Doch Geertje wies uns darauf hin, dass dies schon um 11 der Fall sei. Es war schon 5 nach.

Wir und die Zeitumstellung, das funktioniert irgendwie hier nicht. Unsere Handys tun sich auch schwer. Gut, die Zeitzonengrenze verläuft hier nur 20 Meter neben unserem Haus im Fluss, und ja, GPS ist nicht sooo präzise, so das unsere Handys dazu neigen nicht zu jedem Tageszeitpunkt die schwedische Zeit anzuzeigen, sondern manchmal auf die finnische springen. Trotzdem. Wir werden uns bessern.

Weil wir den Torne Fluss in Jukkasjärvi lieben gelernt haben, hat Geertje über einen der letzten wilden Flüsse, den Torne,  im Frühling einen Artikel verfasst.

Fischstäbchen de Luxe in Kukkolaforsen

20150728-DSC_6194

Matthias jedenfalls hatte die Ruhe weg und führte uns in eine alte Fischerhütte. Das ältesteste Gebäude in dem ohnehin alten Fischerdorf. Ein Gebäude in dem sich viele Ereignisse der Familie Spolander abgespielt haben. Heute ist es öffentlich zugänglich und jeder kann ein Feuer an der großen Feuerstelle in der Mitte machen und seinen Fisch daran braten. Wir lernen: Weißen Fisch, Ränke (Sik) einen Tag liegenlassen, damit die Leichenstarre das Fleisch etwas verfestigt. Würde man darauf verzichten, bekäme man Schwierigkeiten bei der nächsten Zubereitungsstufe. Der Fisch wird der Länge nach auf einen Holzstab aufgespießt, und dann seitlich jeweils angeschlitzt. Siehe Fotos. Dann wird er an das Feuer gestellt. Würde man das direkt nach dem Fangen machen, würde das Fleisch einfach vom Fisch abfallen. Außerdem wurde Leber und Galle vorher durch einen kleinen Schnitt entfernt. Auf ein gänzliches Ausnehmen wird verzichtet damit der Fisch nachher saftiger wird. Und als er fertig gebraten ist und nochmal ein Bad in einem Eimer Salzwasser genommen hat, schmeckt er fantastisch. Mit Lingonberry Juice und Polarbröd serviert.

Jeder der hier herkommt, sollte sich diesen Genuss nicht entgehen lassen. Einfach im Restaurant fragen.

The Family and the fishing net

20150728-DSC_6213

Und wer viel Fisch isst, sollte die Küche auch mit Nachschub ausstatten. Also zogen wir auf die scheinbar so fragile Pata. So nennen sie hier die Stege, die ohne Nägel und Schrauben über das wilde Wasser führen. Einfach Stelzen und Bretter geschickt zusammen gelegt und den Rest vom Gewicht der Konstruktion bzw. der Schwerkraft erledigen lassen. Sieht wackelig aus und fühlt sich auch so an, scheint aber verlässlich zu halten.

Matthias zeigt uns, wie man mit einem Kescher am Ende einer etwas 4 Meter langen Stange, Fische fängt, die gegen die Strömung unterwegs sind. Später erklärt mir seine Schwester Johanna, das die Strömung am Kukkulaforsen so stark und daher so anstrengend ist, dass die Fische an einige Stellen „Pause“ machen. Die Pata wird natürlich in Richtung eben dieser Stellen gebaut, so das ein Erfolg ziemlich sicher ist.

Geertje fängt natürlich gleich zwei Stück auf einmal. Ich keinen einzigen, klar. Dafür aber Merle. Morten ist irgendwie irritiert, das die Fische im Eimer noch zucken und würde sie gerne wieder in Wasser entlassen, aber Matthias schlägt uns vor, sie fürs Abendessen auszunehmen, und wir nehmen dankbar an. Was schmeckt schon so gut wie selbstgefangener Fisch.

Sik oder Ränke

20150728-IMG_5066

Wer selbst mal sein Glück versuchen will, kann das gerne tun. Wer es allerdings auf größere Mengen aus ist, sollte der Versteigerung der Fangplätze Anfang der Saison teilnehmen. Man kann da, soweit ich das verstanden habe, bestimmte Timeslots an bestimmten Orten ersteigern. Als wir zum Ausnehmen schreiten, sehen wir eine Liste in der die Fischer eintragen wie viel Kilo sie gefangen haben. Das liest sich so 40kg, 50kg, 70kg. Eine Gefahr, dass der Fisch ausgeht, besteht übrigens nicht. Beispiel Lachs. Der Fang auf der Ostsee wurde ca. 2010 eingeschränkt. So hat sich die Zahl der Lachse, die sich den Torne hoch bewegen, von 20.000 (2010) auf 110000 (2015) gesteigert. In den ersten 2 Wochen Im Juli kommen sie hier vorbei. Bon appetit.

Nach dem der Fisch mit Hilfe von Matthias von den Kindern filetiert wurde, machen wir alle eine kleine Pause.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Kukkolaforsen

Dann zieht Geertje mit Merle und Morten nochmal Richtung Fischereimuseum. Erfährt dort einiges über Patas und die Familie, die jetzt in der 6. Generation Kukkulaforsen betreibt. Am Ende sitzen wir alle zusammen mit Johanna im gemütlichsten Café des Ortes und reden über die Zukunft, Gegenwart und Vergangheit dieses wunderschönen Ortes.

Familie Spolander ist es wichtig, dass Traditionen, altes Wissen und die Kultur dieses Ortes den Kindern weiter vermittelt wird. Schon im Kindergarten lernen sie mit dem Buch:“ Sigge Sik“ etwas über die Fischerei und die Kultur hier am Ort. Am letzten Tag des Kindergartenprojektes kommen sie dann hierher, sehen die Häuser in echt und all das Drumherum. Herzerwärmend, wie sich hier für die Zukunft engagiert wird.

Der Tag klingt aus mit unserem selbst gefangenen Fisch, den ich mit allem was wir noch im Kühlschrank haben (Reis!) zubereite und den alle Beteiligten gierig verschlingen. Während ich dann noch abwasche, verschwindet der Rest der Familie in der Sauna. Was hier übrigens mehr als eine Tradition ist. Hinweis eines Kenners: Die besten Finnischen Saunas gibt in Schweden.

Fisch in Kukkolaforsen

Dieser Roadtrip wird unterstützt von der Destination Schwedisch Lappland und der Autovermietung Hertz. Gegen Mücken schützt uns Kleidung von Craghoppers mit der Serie nosilife. Danke an Kukkolaforsen für die wunderbare Erfahrung mit dem White Fish, dem Sik und die gemütliche Hütte am Fluss.

Papa

Jan Marquardt ist als Papa von Merle und Morten gut ausgelastet. Hat aber doch noch Zeit sich als Videograf, Blogger und Journalist mit all den spannenden Themen zu beschäftigen, die ihn an neue virtuelle und reale Orte führen. Das ein oder andere Foto hat er auch schon zum Blog beigesteuert. Und viele Texte von unterwegs versehentlich als Geertje Jacob eingeloggt veröffentlicht, daher steht in den Texten meist noch ein extra Hinweis auf seine Autorenschaft. Falls nötig :)

Kommentare sind geschlossen.