Klittmöller – Cold Hawaii

Auf der Outdoormesse in Friedrichshafen bekam ich von Philipp die Inspiration, in Klittmöller in Nordjütland halt zu machen. Es ist unter Surfern schon ein Sagen umwobener Ort. Seit einigen Jahrzehnten pilgern hier Menschen zum Wellenreiten, Windsurfen und SUP hin. Das Meer produziert ideale Wellen für diese Wassersportarten und ein dänischer SUP Weltmeister kommt von hier . Ein ganz anderer Teil unserer Reise beginnt also.

Ungefähr zwei Stunden fahren wir an der Nordwestküste Jütlands gen Süden bis wir Klittmöller erreichen. Dort angekommen, checken wir erst einmal beim Nystrup Camping ein. Wir haben Glück, die Dänen haben noch keine Ferien und so ist noch eine kleine Campinghütte zu haben. Der weitläufige Platz bietet verschiedene Campingmöglichkeiten: Parzellen für Camper,  Zeltwiesen, Quickstop Bereiche für Leute, die nur ganz kurz da sind, und einige kleine Hütten verstreut auf dem Platz.

Wir pilgern zum Mittagesen an die Küste. Und tatsächlich begegnen uns Camper und mit Surfbrettern beladene Fahrzeuge, coole junge Menschen auf Skateboards und in Neoprenanzügen. Eine gelassene Atmosphäre herrscht im Cold Hawai, wie Klittmöller auch genannt wird.

Wellenreiten in Klittmöller

In der Surfschule Westwind in Klittmöller sind wir mit Yvonne verabredet und wie werden um 15 Uhr unseren ersten Wellenreitkurs belegen. Wir sind gespannt und stärken uns mit Fish and Chips und extra Pommes neben dem Surfshop.

Windsurfen haben Merle und ich ja schon probiert, übrigens auch in einer Surfschule von Westwind. Damals waren wir etwas weiter südlich in Hvide Sande. Und auf einer Pressereise habe ich einmal dort SUP bei Starkwind ausprobiert. Yvonne war schon damals eine inspirierende Lehrerin.

Ich bin mittelmäßig aufgeregt, denn was da auf dem Wasser zu sehen ist, macht schon beim Zugucken Spaß. Wir treffen Philipp und seine Crew, von dem der Hinweis auf diesen Ort stammt. Er hat gerade seine erste Surf Stunde hinter sich und ist fix und fertig. Mit einem Cold Hawaii Bier in der Hand, berichtet er, dass es ganz schön anstrengend ist. Meine Aufregung steigt.

Wir Mädels puhlen uns in unsere Neoprenanzüge. Quietschen ob der Kälte und Nässe bleibt nicht aus.
Doch sobald mir der Geruch von Neopren in die Nase steigt, kribbelt es und ich bin ganz heiß darauf, mit dem Brett ins Meer zu gehen. Das Abenteuer ruft.

Surfen lernen mit Westwind in Klittmöller

Wir sind eine deutschsprachige Gruppe. Yvonne, die Surflehrerin ist Deutsche und so gibt es keine sprachlichen Hürden. Vor dem Surfshop werden die ersten wichtigen Regeln erklärt und jeder schnappt sich ein Brett mit Leech. Größere Leute längere Bretter, kleinere Leute kürzere Bretter.

Wir wandern zum Wasser, dabei müssen wir einen 200 Meter breiten Strand überqueren und reihen dann alle unsere Bretter an der Flagge „Westwind“ auf. Yvonne erklärt, wie wir am besten ins Wasser kommen, wie die Leech am Fußgelenk befestigt wird. Dann folgen ein paar Trockenübungen.

klittmöller

Sehr gut, schon mal auf dem Brett zu liegen und mit den Armen in der Luft zu rudern. Yvonne ist die Welle und kommt einmal von vorne angerollt, wir stützen uns hoch. Dann kommt die Welle von hinten angerollt und wir springen hoch und kommen zum Stehen. So weit so gut.

Die Anweisung lautet: immer in Dreiergruppen ins Wasser zu gehen, zu Yovonne zu paddeln, die ca 100 m weit im Wasser steht und auf uns wartet.

Ungeahnte Kräfte in Klittmöller

Ein paar Mal wirft mich eine Welle bis dahin vom Brett. Ich schaffe es wieder rauf zu krabbeln und weiter zu paddeln. Dann hält mich Yvonne am Brett fest bis die richtige Welle von hinten angerollt kommt. Sie ruft mir zu: paddelpaddelpaddelpaddel! Ich komme mir vor, wie jemand, der ums Überleben krault. Und dann muss ich selber den richtigen Moment zum Aufstehen finden. Ich versuche meinen rechten Fuß nach vorne zu ziehen und ihn zwischen meine Hände zu stellen. Es will nicht ganz gelingen. Weiter als bis zum Hinknien komme ich nicht. Dann werden die Wellen kleiner und es scheint so, als könnte ich keinen zweiten Versuch wagen.

Ich liege auf dem Brett und jede Welle schubst mich dichter ans Ufer, bis mich eine lange bis auf die Kiesel hinauf trägt. Was für eine Wucht. Ich merke, dass die Strömung uns ganz schön weit vom Einstiegsort weggetragen hat. Ich zerre das Brett aus dem Wasser und schaue aufs Meer, wo Merle ihren Versuch startet. Sie und andere Kids haben es ziemlich schnell raus und stehen teilweise ganz schön lange auf den Brettern und surfen. Beim Herausholen der Bretter aus dem Meer helfen die großen, die Kids haben es auch bald raus, dass sie zwei Bretter gut zu zweit wieder zur Westwind Flagge tragen. Auf dem Weg dahin stolpert man fast über eine tote Robbe. Das sieht man auch nicht alle Tage.

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Wir starten in die nächste Runde. Eine wichtige Angelegenheit sind die Wellensets. Es ist ungünstig, in einem Set aus Wellen ins Meer rein zu rennen. Und das Brett darf niemals zwischen Welle und Körper gehalten werden. Diese Wellen hier haben echt eine riesen Kraft.

Nach ein paar Runden läßt die Energie nach, die Arme sind lahm vom Paddeln. Hui wir traben nach anderthalb Stunden wieder hoch zum Surfshop. Dort warten schon unsere Männer und Morten soll jetzt auch mal einen Neoprenanzug anbekommen und in die Wellen hinein. Beide Kinder nehmen Bodybords mit. Morten bekommt noch eine schöne gelbe Schwimmweste an. Ich versuche ihn mit in die Brandung zu nehmen und merke, dass ihn die Wellen von  links nach rechts schleudern würden. Mit ihm auf dem Arm schaffen wir es bis hinter den Brandungsbereich, wo er schließlich auf dem Bodybord rumliegen kann. Ich halte ihn dolle fest, trotzdem landet viel Salzwasser in seinem Bauch. Ganz schön aufregend so ein großes Meer für kleine und große Kinder.

Gegen Abend beenden wir das Spektakel und pilgern wieder zum Campingplatz in Klittmöller. Hunger macht sich breit. In der Campinghütte gibt es eine kleine Kochgelegenheit, die wir bis zum Ende ausnutzen. Strom muss man extra zahlen. Den großen Holztisch schleppen wir in die Abendsonne vor der Hütte und verspeisen wie die Tiere Spaghetti mit Soße.

Vielen Dank an die Surfschule Westwind in Klittmöller und besonders Yvonne für das großartige Abenteuer.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.