Wir stehen am Startpunkt unserer Hüttenwanderung in Norwegen, der ersten großen Etappe, die Rucksäcke gefühlt bis zum Rand gefüllt. Vor uns liegt der Langsua-Nationalpark, und hinter uns liegt ein kurzes, luxuriöses Verweilen in Liomseter. Mit einem Lächeln, das sich zu einem echten Abenteuer-Grinsen weitet, machen wir ein Familienfoto. Fünf Tage liegen vor uns, fünf Tage, die uns von DNT-Hütte zu DNT-Hütte führen werden. Wir sind bereit, was da auch immer kommen mag.

Hüttenwanderung in Norwegen Tag 1: Die erste Hürde wird zur Mutprobe
Schon nach 1,2 Kilometern der erste Hauch von Wildnis: Ein breiter Bach versperrt unseren Weg, ein Bach, der durch die letzten Regentage zu einem kleinen, reißenden Fluss angeschwollen ist. Keine Brücke ist in Sicht, nur Steine, die aus dem Wasser ragen. Unsere Große regt sofort an, die Schuhe auszuziehen und durch den Fluss zu furten. Herausforderung angenommen. Ohne zu zögern, schlüpfen alle aus den Schuhen. Mit einem aufgeregten Kichern balancieren wir von Stein zu Stein. Das Wasser ist eisig, und die Strömung zerrt an unseren Füßen. Merle und Morten gehen voran, Jan und ich folgen ihnen, vorsichtiger, tastend. Die kalten Steine unter den nackten Füßen sind glücklicherweise nicht rutschig. Am anderen Ufer angekommen, ziehen wir die Schuhe schnell wieder an. Die Füße prickeln, ein Zeichen, dass das Abenteuer begonnen hat. Wir haben noch nicht viel Strecke gemacht, aber die erste Herausforderung liegt bereits hinter uns.
Überflutete Pfade und eine Mutprobe für Merle
Die Wege, auf denen wir uns nun bewegen, sind von den Regenfällen der letzten Tage aufgeweicht. Der Matsch macht das Gehen auf den Pfaden zu einer Art Schlammballett. Merle, unerschrocken und barfuß, entscheidet sich, den Weg geradewegs durch den kleinen, reißenden Fluss zu gehen, der sich auf dem eigentlichen Weg gebildet hat. Ihr Weg ist der direkteste. Jan, Morten und ich versuchen einen anderen Weg parallel dazu, wir hangeln uns durch nasse Wiesen und weichen kleinen Bächen aus, um nicht völlig im Schlamm zu versinken. Wir kommen alle an, die Schuhe sind trotzdem etwas nass, aber wir haben auch diese Herausforderung gemeistert.




Von Stein zu Stein und ein verwunschener Birkenwald
Langsam kommen wir voran, der Weg wird zunehmend steiniger. Wir hangeln uns von Stein zu Stein, um kleine und große Wasserläufe zu überqueren. Die Bäume des Birkenwaldes, durch den wir uns nun schlängeln, sind knorrig und mit Flechten bewachsen. Das Rauschen der Bäche unterbricht die märchenhafte und stille Kulisse des Waldes. Hier tauchen wir perfekt in die Natur des Langsua Nationalparks ein.
Über der Baumgrenze: Die wilden Seiten des Langsua-Nationalparks
Über der Baumgrenze ändert sich das Wetter, aber auch die gesamte Landschaft. Die knorrigen Birken werden spärlicher, dann verschwinden sie ganz. Die weite, offene Landschaft des Fjells liegt vor uns. Ein stürmischer Wind frischt auf und peitscht uns den Regen von rechts ins Gesicht. Wir sind der Natur schutzlos ausgeliefert. Wir suchen uns hinter einem großen Felsen Schutz und machen dort eine kurze Pause, um uns mit Müsliriegeln und belegten Broten, die wir uns noch in Liomseter geschmiert hatten, zu stärken. Die Aussicht ist atemberaubend, doch der Wind und der Regen drängen uns zur Eile. Die Natur zeigt uns ihre wilde Seite, eine Seite, die wir respektieren müssen. Der Wind ist kräftig, aber kein Sturm, der uns umwerfen könnte. Er ist eher ein ungestümer Begleiter, der uns die ganze Zeit über vom Trödeln abhält.

Hüttenwanderung und eine richtig urige Hütte: Haldorbu: Das Ziel am Ende eines langen Tages
Der Regen nimmt zu, und die Wege verwandeln sich in tiefe Bäche. Unsere Hüttenwanderung in Norwegen wird zu einer Rutschpartie, bei der wir uns vorsichtig über Steine und Geröll nach unten kämpfen, um unser erstes Ziel, die Hütte Haldorbu, zu erreichen. In der Ferne sehen wir sie schon: eine Gruppe kleiner, schwarzer Hütten in der grauen, weiten Landschaft. Mit jedem Schritt, den wir uns nähern, wird der Regen heftiger. Wir sind völlig durchnässt, aber die Vorstellung von einer warmen Hütte und einer heißen Dusche treibt uns an. Wir sind so erschöpft, dass wir kaum die Hütte betreten können. Als wir endlich ankommen, gießt es in Strömen.
Ankommen und trockene Füße in der DNT Hütte Haldorbu
Wir öffnen die Tür und die warme Luft und der Geruch von Holz, Kaffee und feuchter Kleidung empfangen uns. In der Küche sitzen bereits vier Wanderfreunde aus Deutschland und spielen Karten. Drei junge Leute aus Dänemark sind auch schon da. Die Hütte ist gut besucht. Weil schon Leute da sind, brauchen wir den DNT-Schlüssel nicht mehr, die Hütte ist schon geöffnet. Wir finden ein Familienzimmer n dem vier Betten stehen. Wir schlüpfen schnell aus den nassen Klamotten und hängen unsere Sachen im geräumigen Trockenraum auf, wo die warme Luft sie langsam trocknet, hoffen wir. Was für eine Wohltat. Die Haldorbu DNT Hütte ist modern und gut ausgestattet. Wir erfahren, dass es die modernste und neueste aller Hütten in der Umgebung ist. Die Architektur ist gut durchdacht und super gemütlich zugleich. Es gibt eine große Vorratskammer, eine geräumige Küche und ein warmes Wohnzimmer mit Ofen. Die erste Etappe unseres Abenteuers ist geschafft. Wir sind durchgeschwitzt, durchnässt, aber glücklich. Die Wildnis hat uns alles abverlangt. Wir sind aber bereit für mehr. Das war das Ende unseres ersten Tages.
Durch den peitschenden Wind schleppe ich zwei riesige Metalleimer voll Flusswasser in die Küche zum Kochen und Waschen, auch zur Trockentoilette im Nachbargebäude muss ich mich ein paar Meter durch das unwirtliche Wetter schlagen. Alles nicht so schlimm, wenn ich gleich wieder in der warmen Hütte lande.
Hüttenwanderung Tag 2: Zwischen Wolken, Wasser und dem magischen Schlüssel zur Wildnis








Der Morgen bricht an, kühl und grau, aber mit einem Hauch von Abenteuer in der Luft. Nach einer erholsamen Nacht in der Haldorbu DNT Hütte, die wir mit unseren neuen deutschen und dänischen Wanderfreunden geteilt haben, packen wir unsere Rucksäcke.
Aus der Vorratskammer wähle ich mit Merle eine Pancake Mischung und Haferflocken für ein kalorienreiches Wanderfrühstück aus. Hikers Pancake heißt die Rezeptanregung des DNT für diese Mahlzeit. Alles schnell zusammengerührt und auf dem Gasherd bäckt Merle einen Berg Pfannkuchen. Welch ein Luxus. Wir verschlingen jeden einzelnen mit Zimt und Zucker oder Marmelade.
Nun sind wir bereit, uns erneut auf den Weg zu machen. Unser Ziel für heute: die Hütte Skriurusten.
Aufstieg in den nebligen Himmel
Heute wird es hart, das spüren wir schon, als wir die Hütte verlassen. Der Weg, den wir gestern mühsam hinunter gestakst sind, führt uns nun bergan. Ein steiler, steiniger Pfad, der von den Regenfällen der letzten Tage noch rutschiger geworden ist. Die Beine brennen, die Rucksäcke scheinen schwerer als gestern. Nach etwa einer Stunde erreichen wir eine urige, verlassene Hütte, die uns als idealer Pausenplatz dient.

Wir stärken uns mit Müsliriegeln und den Pausensnacks, die wir uns am Morgen aus der Haldorbu Hütte mitgenommen haben. Drei Betten und ein kleiner Holzofen machen diese Hütte sehr gemütlich. Ich stelle mir vor, dass wir hier im Winter auf einer Skitour übernachten. Wie verführerisch.
Es muss die Hütte sein, in der die Wanderfreunde gestern Mittagspause mit Mittagschlaf machten. Tatsächlich entdecke ich ihre Namen im Hyttebook, dem Hüttengästebuch.
Baden auf dem Hochplateau
Der Weg führt uns weiter über einen Pass, weit jenseits der Baumgrenze. Die Landschaft wird steiniger und karger. Nebel zieht auf und hüllt die Hochebene in Watte. Konturen sind nur schwer auszumachen. Wir wandern eine Stunde lang durch dieses mystische Nebelmeer. Plötzlich lässt der Regen nach. Bei einer weiteren Pause zeigt Geertje mal wieder ihre Eisbären Eigenschaften. Sie nutzt die kurze Pause, um in einem kleinen See am Wegesrand zu baden. Das Wasser ist eiskalt, aber Geertje, eine erfahrene Eisbaderin, genießt die kurze Erfrischung. Ihr Lachen hallt durch die Nebellandschaft. Der Rest der Familien wundert sich nicht, sondern isst entspannt seine Snacks, bevor es weiter geht.
Hüttenwanderung in Norwegen: Der härteste Abschnitt der Tour
Der Weg bergab ist kein Spaziergang. Wir gehen entlang überspülter Hänge und durch überflutete Wiesen. Die Wege sind zu kleinen, fließenden Bächen geworden. Wir versuchen, von Stein zu Stein zu springen, um unsere Füße trocken zu halten, aber wir scheitern. Die Schuhe sind voll Wasser gelaufen, und jetzt ist wirklich alles nass. Der Regen setzt wieder stärker ein. Jeder Schritt wird zu einer Herausforderung. Die Anstrengung ist groß, aber wir wissen, dass wir nicht mehr weit vom Ziel entfernt sind.
Skriurusten: Die gemütlichste Hütte Norwegens

Als wir am späten Nachmittag in Skriurusten ankommen, sind wir durchgefroren und völlig durchnässt. Der DNT-Schlüssel, den wir in Liomseter bekommen haben, passt. Ein Glücksgefühl durchströmt uns, als wir die Tür öffnen. Die Hütte ist leer, wir sind ganz allein. Es ist windstill und man hört nur das Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben.
Mückennetze vor der Tür und den Fenstern erzählen die Geschichte von Mückenreichen Sommertagen.
Vier Betten sind für uns in einem Familienzimmer reserviert, falls nun noch weitere Wanderer eintreffen, finden sie weitere Betten in der Haupthütte oder in einem weiteren Gebäude, das weiter hoch am Hang liegt.
Die Hütte ist die gemütlichste, die wir je gesehen haben. Alles ist da: eine gut ausgestattete Küche, Betten mit Decken, Kaminholz. Kein Wunder, dass niemand hier ist, bei diesem Wetter. Draußen schüttet es, aber drinnen machen wir es uns gemütlich. Wir entzünden die beiden Öfen und breiten unsere nassen Sachen zum Trocknen aus. Der Geruch von feuchter Kleidung mischt sich mit dem Geruch von brennendem Birkenholz. Wir spielen Karten und essen Fertiggerichte aus dem Proviantraum der DNT Hütte. Pro Person können wir uns hier pro Tag bis zu einer Summe von 310 NOK bedienen.
Auf einer Liste stehen die Einzelpreise für Turmat, Konservenbüchsen mit Pfirsichen, Tetrapacks mit Hühnchenfleisch und vielen anderen leckeren Dingen.
Wir stellen uns an jedem Abend und Morgen ein wirklich leckeres Menü zusammen, was uns auch gut durch die Wandertage bringt.
An dieser Hütte gibt es eine Wasserquelle gleich am Haus, wir müssen nicht weit gehen, um die Eimer zu füllen, die uns Wasser zum Kochen liefern. Die Trockentoiletten liegt ein paar Meter hinter der Haupthütte.
Hüttenwanderung in Norwegen mit gemütlichen Abenden
Der Abend in Skriurusten ist gemütlich und warm. Wir sitzen um den Kamin, die Kleidung trocknet langsam, und draußen regnet es immer noch stark. Wir diskutieren, wie wir am nächsten Tag den ersten Kilometer trocken überstehen können. Barfuß oder mit Tüten an den Füßen?
Die Stimmung ist trotz des Wetters gut. Später am Abend versuchen wir, das Internet zu finden. Wir wissen, dass es nur draußen vor der Hütte eine Chance gibt. Geertje und Merle wagen sich für ein paar Minuten in den starken Regen, um eine Verbindung zu bekommen. Aber ohne Netz ist es auch gemütlich, und wir essen gut und spielen Karten, bis wir müde sind. Und während der Regen weiterprasselt, wissen wir, dass uns noch weitere Herausforderungen erwarten.
Hüttenwanderung mit Familie Tag 3: Durch den Nebel nach Storholiseter
Der Morgen in Skriurusten ist nass und kühl, aber in der Hütte ist es gemütlich und warm. Draußen nieselt es unaufhörlich, doch unsere Kleidung ist fast trocken, und das Gefühl der Isolation in dieser magischen Hütte hat uns neue Energie gegeben. Wir packen unsere Sachen zusammen, nicht ohne ein letztes Mal die Wärme der beiden Öfen zu genießen, die uns durch die Nacht gebracht haben. Unser heutiges Ziel ist Storholiseter, 12,6 Kilometer entfernt.
Unsere Wander-App zeigt uns sowohl die Strecke als auch das Höhenprofil an und die englische Weg-Beschreibung macht mich neugierig auf den Wanderweg heute.
Ein Weg durch Wasser und Nebel

Die Wege, auf denen wir wandern, sind noch sehr nass, aber wir kommen gut voran. Die Route ist nicht steil, sondern führt uns sanft durch die hügelige Landschaft des Langsua Nationalparks. Es nieselt ununterbrochen, ein feiner, kalter Regen, der sich hartnäckig in jede Ritze unseres Wetterschutzes schleicht. Die Landschaft ist in einen leichten Nebel gehüllt, der eine unwirkliche, fast mystische Atmosphäre schafft. Wir wandern in einer Wolke. Die Welt um uns herum scheint zu schrumpfen, nur der Pfad vor uns existiert und verlangt unsere volle Aufmerksamkeit.
Der Weg um den Berg
Es klart etwas auf und wir nähern uns einem markanten Berg, den wir im Nebel ausmachen können. Die Recherche ergibt, dass wir uns dem Storhøpiggen mit 1434m nähern. Wir wandern lange Zeit auf ihn zu, bis wir ihn fast erreichen. Dann führt uns der Weg um ihn herum durch einen urigen Wald. Die Bäume sind alt und knorrig, ihre Äste mit Flechten behangen. Es ist ein Wald wie aus einem Märchen. Am Ende dieser Waldpassage lichtet sich der Nebel, und wir erblicken im Tal unser heutiges Ziel: die Hütten von Storholiseter, fast wie ein kleines Dorf aus dem Nichts. Es ist ein wunderschöner Anblick nach einem Tag voller Nieselregen.
Sogar eine Straße führt zu diesem Ort, das hätten wir jetzt nicht erwartet. Dennoch für einige Wandergruppen wahrscheinliche ein weiterer Ausgangspunkt, um den Langsua Nationalpark von Nordosten aus zu erkunden.
Norwegische Wanderfreunde und Teenager ohne Internet
Als wir bei Storholiseter ankommen, sind wir nicht allein. Eine Gruppe norwegischer Freunde hat sich bereits in der Hütte eingenistet. Sie empfangen uns herzlich, und schnell kommen wir ins Gespräch. Sie sind wie wir auf Wandertour und genießen die gemütliche Atmosphäre der Hütte. Wir haben ein Familienzimmer für uns allein und können auch die Küche und das Wohnzimmer mit der norwegischen Freundesgruppe teilen. Doch diese ziehen die größere Küche im Nachbargebäude verständlicherweise vor und so haben wir die Hütte im Grunde wieder für uns alleine. Draußen schüttet es, aber drinnen ist es warm und trocken.

Bald macht sich eine wohlige Langeweile breit. Wir haben Zeit, uns zu entspannen und die Dinge zu tun, die im Alltag oft zu kurz kommen. Wir spielen Karten, reden viel, und da es draußen so stark regnet, baut Morten, aus den Karten ein riesiges Kartenhaus. Die Zeit vergeht wie im Flug, und wir genießen die gemeinsame Zeit in der Hütte, umgeben von neuen Freunden und der wilden Natur Norwegens.
Die meisten Bolleröfen in den norwegischen Hütten haben obendrauf eine Kochplatte, so kann man auf ihnen auch kochen. Hier steht schon ein gewaltiger Topf mit Zapfhahn drauf. Wir füllen den Topf mit Wasser und haben alsbald bald ständig heißes Wasser zum Abspülen, Kochen und Kaffee trinken.
Bei mir gibt heute Bacalao ein spanisches Fischgericht in Tomatensoße aus der Konservenbüchse. Ich war sehr neugierig drauf und freue mich, dass jeder von uns wieder was leckeres gefunden hat.
Mortens Lieblingsgericht ist die typische Trekkingnahrung Tumrat, Nudeln Bolognese sind gefriergetrocknet und man muss sie nur mit heißem Wasser in der Tüte aufgiessen, um innerhalb von wenigen Minuten eine warme leckere Mahlzeit zu haben. Teenager benötigen auf so einer Tour auch täglich ungeahnte Mengen Essen und Energie.
Ich hatte im Vorfeld bedenken, dass wir sie satt bekommen und nahm zusätzlich (zu) viele Hafeflockenriegel, Nüsse und Trockenfrüchte mit.
Hüttenwanderung in Norwegen: Die Etappe von Storholiseter nach Storkvolvbyn
Am kommenden Tag, dem vorletzten Wandertag stand uns eine ebenso lange Wanderetappe wie am Vortag bevor. Jedoch mit einigen Höhenmetern, Irgendwie müssen wir ja auf eine recht hohe Höhe kommen, um am letzten Tag, übermorgen, nur noch bergab zu gehen. Es war Regen angesagt und wir planten zunächst etwas später nach dem Regen loszugehen.
Aber zur gewöhnlichen Startzeit war das Wetter gut auszuhalten, weil es sich wahrscheinlich nachts gut abgeregnet hatte. Wir starteten wieder ein Stück in die „falsche Richtung“ mußten also wieder einen Teil des gestrigen Weges zurückgehen bevor wir in neue Landschaften eintauchten.
Ich bin auf der gesamten Wandertour recht streng mit meiner Familie und verordne den arktischen „Gehrhytmus“ von einer Stunde gehen 10 Minuten Pause, da ich weiß, dass die Körper gut durchhalten können, wenn man ihnen regelmäßig eine kleine Pause und Energiezufuhr gönnt. Alle halten sich auch gut dran, manchmal verlängert ein ungeahnter Internet Empfang die Pause und diverse Infos und Nachrichten müssen erst einmal gecheckt werden.

Die Wolken hängen an dem Tag auch immer noch bedrohlich tief, aber es wird immer trockener und heller. Während uns die Steine mit den roten „T’s“ den Weg weisen, bleiben unser Füße immer trockener und die Wege sind auch Pfützen freier als an den Tagen zuvor. Einige Bachüberquerungen bleiben aber auch nicht aus. Wie junge Bergziegen springen wir mittlerweile von Stein zu Stein und machen kein großes Aufsehen mehr darum.
Auf unserer Hüttenwanderung durch Norwegen durch die leicht hügelige Landschaft des Langsua Nationalpark sehen wir auch immer wieder gen Norden die Berge des Jotunheimen mit einigen Flecken Schnee in den höheren Lagen.
Auf unserer heutigen Strecke steht uns in den letzten zwei Kilometern ein richtig steiler Anstieg bevor, dass verrät uns die JVB App, die neben der eigentlich Strecke auch ein Höhenprofil derselben zeigt. Ich habe ebenfalls die Routen Daten als GPX Daten auf meiner Suunto Smartwatch (eine Ausnahme hier, die Norweger scheinen eher Garmin zu nutzen) und sehe ebenfalls den Verlauf. Sie sagt mir sogar mit einem roten Display: es steht ein steiler Anstieg bevor“ – so kann ich nochmal der Familie eine Pause verordnen und auch selbst die innere Einstellung finden und ein Schluck aus meiner Trinkblase (ein Wassersack im Rücksack) nehmen. Auch diesen Anstieg auf etwa 1200m kriegen wir gut hin. Die umliegenden Gipfel Brennhøa mit 1244m und Krusgavkampen mit 1280m sind imposant anzusehen.
Durch ein langes Tal sehen wir schon auf dem letzten halben Kilometer unsere letzte DNT Hütte Storkvolvbyn auf unserer Rundtour bevor wir morgen wieder in Liomseter landen.






Verschiedene Häuschen scheinen zu der gesamten Anlage zu gehören. Als wir den letzten Wasserlauf durchquert haben, stehen wir vor der Haupthütte und Frule begrüßt uns und stellt sich Hüttenwart vor. Wir haben nun im Gegensatz zu den Hütten davor das Gefühl, dass hier alles ganz strenggenommen wird. Aber im Gegenteil, will er uns nur ein einfaches Ankommen ermöglichen und erklärt uns die Hütten und weist und auch auf eine ganz besondere „Sehenswürdigkeit“ hier hin. Der „Refreshing pool“ zu dem Wegweiser führen erhält sogleich meine Aufmerksamkeit als wir unser Familienzimmer mit Stockbetten bezogen haben, finden Matilda und ich schnell den Weg über Holzstege und Stock und Stein zu dem runden Pool und dem kleinen Wasserfall mit Bergwasser.
Hier wasche ich gleich einmal meine Unterwäsche und mich selbst und bin überglücklich über diese Erfrischung. Für die Wäschen in der Natur haben wir ein extra Outdoor Waschmittel mitgenommen, was natürlich abbaubar ist, mit kaltem und auch mit Salzwasser funktioniert. Man braucht nur einen kleinen Tropfen und schon ist die Welt wieder in Ordnung.
In der Hütte herrscht reger Betrieb. Die Freundesgruppe vom Vortag treffen wir wieder, eine französische Familie mit kleinem Kind, was durch die norwegischen Berge getragen wird. Zwei Öfen sind in Betrieb und der Gasherd ist zum Abendbrot kochen in Dauerbetrieb.
Gemütlich sitzen alle Wandersleute abends beisammen und quatschen über die Erlebnisse auf Tour. Ich zeichne draußen an einem der großen Picknicktische die Umgebung und beginne ein Gespräch mit dem Hüttenwart. Innerlich muss ich schmunzeln, warum mir alles plötzlich so streng vorkam bei unserer Ankunft. Er ist Polizist und verrichtet freiwilligen Arbeit hier auf der Hütte und macht damit Urlaub.
Was für ein cooler Job. Auch für unsere große ist er ein guter Gesprächspartner, der von seiner internationalen Polizeitätigkeit auch in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei und den Behörden in Schweden erzählt. Ich bin an diesen Wandertagen spätesten um zehn Uhr so richtig müde und verkrieche mich dann ins Etagenbett.

Am kommenden Morgen schleiche ich mich dann schon früher als alle anderen in die Welt hinaus. Dort nehme ich nochmal ein erfrischendes Bad im Pool. Mich beglückt eine so morgendliche Aktion immer besonders und gibt mir Energie für den gesamten Tag.
Die DNT Hütte verlassen
Eh die gesamte nordicfamily zum Frühstück versammelt ist, sind alle anderen Wandervögel schon losgezogen. So sind wir die letzten in der Hütte und müssen um so achtsamer alles sauber machen und hinterlassen. Gas aus Feuerstellen reinigen, neues Holz und Wasser für die Folgegäste ranschaffen, Zimmer ausfegen und wischen. Dann ziehen wir los auf unsere letzte Etappe
Von Stokvolvbyn nach Liomseter 16 Kilometer in einem Rutsch.
Die wohl längste Etappe auf unserer gesamten Hüttenwanderung in Norwegen steht uns bevor. Sie ist doppelt so lang wie unsere Tageswanderung zum Nordre Sulhøgda, die wir von Liomseter aus am Montag unternahmen. Wir haben allesamt Respekt. Aber immerhin sind wir mittlerweile gut in die Tour hineintrainiert und haben uns an die Etappenlänge und die Wegbeschaffenheit gewöhnt.
Am Beginn des Tages geht es für uns noch einige Höhenmeter hinauf auf den höchsten Punkt in 1300 Metern Höhe mit fantastischer Aussicht. Auf diesem Streckenabschnitt begegnen uns hin und wieder andere Menschen, die kürzere Touren oder Tageswanderungen unternehmen. Das Wetter ist so warm und angenehm, dass wir große Teile im T- Shirt gehen. Mal gehen die Kinder vor. Mal die Frauen, mal die Männer.
Je weiter wir in niedrige Gefilde kommen, desto mehr wandeln sich die kargen Felsen wieder zu grün bewachsenen Landschaften. Auch die DNT Wegweiser nehmen zu. Wir merken, dass wir wieder in eine stärker bevölkerte Gegend kommen, wo es auch mehrere kleine Hütten und Wanderziele gibt.
Über unsere Tageswanderung von Liomseter aus kannst du übrigens hier nachlesen.
Familienwanderung in Norwegen im Langsua Nationalpark – Nordicfamily
Unsere Rucksäcke sind nun um einige Snacks und Müsliriegel leichter und wir schwingen uns von Stein zu Stein. Das ist auch besonders einfach hinsichtlich einer warmen Duschen und einem wohlverdienten Abschlussmahl in der Liomseter Hütte.
Der letzte große Fluss vor Liomseter macht uns jedoch Sorgen: Wie sehr mag er angeschwollen sein nach den Regentagen, können wir ihn Barfuß überqueren?
Überraschend ruft dann Johan, der vorne geht: Da vorne ist eine Brücke und alle jubeln, dass die letzte geahnte Herausforderung gar keine mehr ist. Der Jüngst will vorausrennen. Mir ist jedoch wichtig, dass wir nach diesem Abenteuer alle gemeinsam eintreffen und den Erfolg feiern.
Hüttenwanderung in Norwegen Fazit: Abenteuer der anderen Art
Diese Woche war kein Club Urlaub, sondern eine intensive Woche, die wir zusammen gemeistert haben. Die Voraussetzungen waren gut, denn die DNT Hütten bieten ein hervorragendes System Familien wie uns. Wir mussten keine Campingausrüstung tragen, sondern konnten uns sicher sein, am Ende des Tages immer an einer schönen Hütte anzukommen.

Der Proviantraum versprach immer ein leckeres Essen und sogar Solarstrom gab es überall, um die Handys aufzuladen. Kleine Wehwehchen, Blasen an den Füßen, durchnässte Sachen und Langeweil blieben nicht aus, aber das konnten wir zusammen meistern.
Jeder von uns nimmt sicherlich andere Bilder und Erinnerungen mit in den Alltag, wird den Freunden von anderen Begebenheiten erzählen. Aber allen Erinnerungen wird gemeinsam sein, dass wir eine sehr besondere Zeit zusammen hatten, die wir nicht missen wollen.
Den DNT Schlüssel geben wir in Liomseter nach unserer Hüttenwanderung in Norwegen schweren Herzens wieder ab.
Vielleicht sollten wir doch Mitglied des Det Norske Torustföreningen werden? Alle Mitglieder haben den Zugang zu den Hütten. Die Organisation beruht viel auf Vertrauen und Mitarbeit. Alle die die Hütten und Wege nutzen, fühlen sich verantwortlich und tun alles, damit es die folgenden Gäste auch so schön haben.
Die Hütten kann man hier reservieren. Am besten auf Englisch von einem Computer aus. Außerdem sind die DNT Regeln und auch die Kosten für eine Jahresmitgliedschaft im Verein hier aufgelistet:
Der Norwegische Wanderverein (DNT) – DNT
Was könnte unser nächstes nordicfamily Abenteuer sein?
Hier unsere kleines Video (13 min.) zu unserer großen Hüttenwanderung in Norwegen.