Fichtelbergbahn und Weihrichkarzle – beides raucht

Wir fahren mit der Fichtelbergbahn zum Herstellen von Räucherkerzen und kommen nachmittags bei einer Menge Nebel wieder im Kurort Oberwiesenthal an. An unserem heutigen Reisetag im Erzgebirge dreht sich alles um Dampf,Rauch und Nebel.

Vorbereitung und Abfahrt mit der Fichtelbergbahn in Oberwiesenthal

Im Elldus Resort in Oberwiesenthal gibt es zum Glück schon um 7.30 Uhr Frühstück. Auch, wenn Ferien sind, müssen wir heute den Wecker auf sieben Uhr stellen und uns für den Ausflug rüsten. Mittlerweile haben wir immer zwei mittlere Wanderrucksäcke mit Jacke, Mützen, Essen und Trinken dabei, oft auch zwei Kameras, weil ja Merle auch schon fleißig fotografiert.

Vom Elldus Resort lassen wir uns quasi nur den Berg hinunter rollen zum Bahnhof Oberwiesenthal, wo die Schmalspurbahn Fichtelbergbahn anhält.

Fichtelbergbahn

Unsere Fahrkarten bekommen wir im Bahnhof, der gleichzeitig Souvenirshop ist. Draußen steht schon die schwarze Dampflok und zischt vor sich hin. Ein eifriger Lokführer prüft die Verbindungen, holt sich einen Kaffee und steigt ein. Dort putzt er die Hebel und anderen eisernen Teile der Dampflck, die die Fichtelbergbahn zieht oder schiebt.

Fichtelbergbahn

Die Lokführer der Fichtelbergbahn

Morten und ich dürfen einen Blick hineinwerfen und löchern die beiden Zugführer mit Fragen. Erstmal ganz klar: Warum gibt es zwei Lokführer? Der eine bedient die großen Hebel und großen Räder, der andere schaufelt die Kohlen nach. Jetzt nach Neudorf, wo wir hinwollen, geht es erst mal bergab. Da wird nicht so viel Kohle benötigt. Aber Wasserdampf wird so und so freigesetzt. Sehr beeindruckend. Aus einem schmalen Schlitz sieht man die rote Glut hervorblitzen. Wir erfahren, dass die Lok vorwärts und rückwärts fahren kann bzw. muss. Die Fahrt zu unserem Ziel dauert ungefähr 40 Minuten und die Waggons sind gähnend leer in diesen Morgenstunden am Samstag des Osterwochenendes.

Den schönsten Ausblick aus der Fichtelbergbahn hat man, wenn man an der frischen Luft in der Morgensonne am Austritt steht. Dort dürfen sich Kinder nicht aufhalten – aber Erwachsene Mit Kamera. Unsere Kids sind noch ganz schön müde, genießen aber das historische Ambiente, retro eben. Durch die dichten Nadelwälder bläst die Dampflok ihren Rauch und vor Bahnübergangen pfeift sie laut. Die Stationen sind mit alten Schildern beschriftet und den Weg zu den Stationen säumen alte Fachwerkhäuser und erzgebirgische Dörfer.

Fichtelbergbahn Neudorf

Ankunft mit der Fichtelbergbahn in Neudorf bei der Räucherkerzen Manufaktur Huss

In Neudorf steigen wir kurz nach neun Uhr aus. Ein paar Minuten schlendern wir die Straße herauf, bis wir unser Ziel hier erreichen: Die Räucherkerzen Manufakur „Zum Weihrauch Karzl“. Ein schön dekorierter Dreiseitenhof mit Cafe, Lädchen und Kräutergarten versteckt sich hinter dem großen Tor. Da wir noch ein bisschen Zeit haben, bis unser Kurs zur Räucherkerzenherstellung beginnt, trinken wir gemütlich einen Kaffee und die Kinder schaukeln auf dem Spielplatz. Das Unternehmen Huss ist schon sehr alt und wurde hier wieder neu aufgelegt. Zusammen mit einem Maschinenbaubetrieb und einer Blechzieherei wurde die Produktion von Räucherkerzen mit natürlichen Zutaten und ohne Farbstoffen wieder neu belebt.

Fichtelbergbahn Räucherkerzen

Ein Kurs im Räucherkerzen herstellen

Für unseren Kurs bitten uns Simone und Matthias in eine Räucherkerzenwerkstatt. Dafür müssen wir aber erst mal schwarze Schürzen anlegen.

20170415-DSC_1570An den Werktischen stehen dicht an dicht weiße Emailleschalen, in denen schwarzeres Kohlepulver und eine durchsichtige glibbrige Masse portioniert sind. Mmmm soll das die Grundmasse für die Räucherkerzen werden? In der Mitte einer Werkbank große Gläser, die beschriftet sind mit „Lavendel“ „Vanillezucker“ „Benzoe“ und anderen Zutaten. Die drei Tische füllen sich langsam auch mit anderen Kursteilnehmern, auf engen Schemeln sitzen wir dicht an dicht, um in das Geheimnis der Räucherkerzenherstellung eingeweiht zu werden. Unsere Ohren müssen sich mächtig an den erzgebirgischen Dialekt gewöhnen. Klingt aber sehr heimelig. Und tatsächlich tut auch der Duft von angezündeten Räucherkerzen sein übriges. Nicht nur zu Weihnachten, sondern zu jeder Jahreszeit bringt der Duft Gemütlichkeit, beschreibt Simone mit dem passenden Spruch:

Der schwarze Kohlestaub in unseren Händen

Der erste Schritt besteht darin, die richtige Duftmischung mit drei Teelöffeln der Gewürze herzustellen. Dies bitte in einer gesonderten Ecke in unserer Metallschale. Erst wenn die Gewürze gut durchmengt sind, soll man sie mit dem Kohlestaub mischen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt werden die Hände so richtig schwarz und das dokumentieren der ganzen Angelegenheit sehr schwierig.

Wenn man dann alles trockene gut gemixt hat, erklärt Simone wie man die glibbrige Masse, es ist Kartoffelstärke, mit dem Pulver verbindet. In einer speziellen Knettechnik entsteht ein schwarzer Klumpen Teig. Irgendwann ist vom Kohlestaub nichts mehr in der Schale übrig. Stattdessen freut sich Morten über seinen schwarzen Schneeball.

Viele der anderen Gäste haben sich reichlich Getränke und einheimisches Bier an diesem Vormittag bestellt und es ist eine lustige Angelegenheit, die Kursteilnehmer plaudern und die Dozenten Matthias und Simone plaudern in erzgebirgisch über das traditionelle Handwerk.
Der schwarze Kloß wird nun ausgerollt mit einer schwarzen Rolle auf einem schwarzen Brett. Aus dem dicken Fladen werden Streifen abgeschnitten, aus dem wiederum Dreiecke entstehen. Morten ist sehr akribisch bei der Sache. Im letzten Schritt werden die Teilchen rundgerollt. Natürlich vergleicht man die Qualität und das Aussehen mit den Nachbarn.

Der ganze Kurs dauert fast zwei Stunden. Die Kids sind die gesamte Zeit aufmerksam dabei, wobei der Theorie Teil am Anfang gut hätte kürzer ausfallen können. Stolz befüllen sie die braunen Pappkisten mit ihren eigenen Räucherkerzen.

Danach erholen wir uns noch ein bisschen auf dem interessanten Gelände, essen wieder mal EIZ, ein Eis , was man sich selbst zusammenstellen kann. Ich wähle Chili und Kaffee und mir tränen die Augen beim Genuss dieser Mischung.

Fichtelbergbahn

Beim Warten auf die Fichtelbergbahn

Die Kids kann ich für das Fotografieren von Frühlingsblumen begeistern und leihe Morten dafür mein Handy und Merle ist mit ihrer Spiegelreflex Kamera gut dabei.

Bei den letzten Experimenten gegen die Langeweile spielen Merle und Morten an einem lustigen Brunnen und prompt fällt der Kleinste in voller Montur hinein. Die obere Schicht können wir schnell ausziehen, bevor es ganz durchweicht. Die Knöchelschuhe sind voller Wasser gelaufen und wohl oder übel müssen wir so zum Bahnhof eilen.

Die Fahrt von Neudorf zurück nach Oberwiesenthal mit der Fichtelbergbahn

Unsere Fichtelbergbahn zurück nach Oberwiesenthal verlässt halb zwei den kleinen beschaulichen Ort Neudorf. Leider ist die gesamte Bahn voller Rentner, die wirklich ihre Freude haben, aber einen Sitzplatz gibt es für uns nicht mehr. Morten ist müde und kauert sich mit mir auf die Erde in einem Waggon, Merle und Jan stehen mutig an der frischen Luft. Sie haben zwar ein Dach über dem Kopf, aber es fängt noch an zu regnen.

Erholung vom Rauch im Elldus Resort

Unseren Ostereinkauf erledigen wir gleich bei unserer Ankunft in Oberwiesenthal und fahren dann gleich hinauf ins Elldus Resort, um die nassen Sachen zu wechseln und ein bisschen bei Kaffee und Kuchen zu entspannen.
Alle müssen noch ein wenig an elektrischen Geräten arbeiten, bevor noch einmal Wellness auf der Tagesordnung steht. Leider gibt es in den Apartments kein Internet, deshalb muss unsere Große für ihre Bedürfnisse immer die Rezeption aufsuchen, wo es Wifi gibt, was aber auch nicht besonders stabil oder schnell ist. Für meine Arbeit am Blog oder sonstige Kommunikation reicht das normale Handynetz auch kaum aus, weil immer das Tschechische Netz reingrätscht. Bei einer kurzen Nachfrage hören wir nur von einer Rezeptionistin, dass man ja im Urlaub kein Internet braucht. Für uns ist es fast selbstverständlich, dass für Unterhaltung und auch Arbeit unterwegs, Internet vorhanden ist. Und wir fragen uns und planen auch eine kleine spontane Leserumfrage, wie es wohl anderen Familien auf Reisen mit dem Thema geht. Mittlerweile nutzen wir fast nie den vorhandene Fernseher in Ferienhäusern und Wohnungen, weil wir unser individuelles Entertainmentprogramm pflegen. Ob es Netflix ist, soziale Medien, Facetime oder das eine oder andere harmlose Onlinespiel für die Jugend ist.

Schreibt uns gerne, wie es euch mit diesem Thema auf Reisen geht, wir sind ganz neugierig.

Wellness im Elldus Family Spa

Am frühen Abend gehen wir planschen. Im großen Schwimmbecken dürfen Kinder bis 11 Jahre nur bis 20 Uhr schwimmen. Es ist einigermaßen voll mit Eltern-Kind-Paaren. Wir besuchen abwechselnd die Erwachsenen Sauna. Für die Kids gibt es einen separaten Wellnessbereich. Hier mache ich es mir mit Merle in der Kindersauna mit Hörspiel bei 60 Grad gemütlich, während Morten vor der Tür planscht.

Zum Abendbrot gibt es Selbstgekochtes im Apartment Nr. 29 im Haus Keilberg ganz oben. Wir haben uns aus Kostengründen dafür entschieden, selbst zu kochen. Man kann auch Vollpension und Kinderbetreuung hier buchen. All Inklusiv haben wir nicht ausprobiert. Am Ankunftsabend haben wir das Abendbrot getestet. Das war vielfältig und ausreichend. Jedoch waren wir etwas zu knauserig, um das für jeden Abend zu buchen.

Die Fahrt mit der Fichtelbergbahn ist ein echtes Familien Highlight.

Papa

Jan Marquardt ist als Papa von Merle und Morten gut ausgelastet. Hat aber doch noch Zeit sich als Videograf, Blogger und Journalist mit all den spannenden Themen zu beschäftigen, die ihn an neue virtuelle und reale Orte führen. Das ein oder andere Foto hat er auch schon zum Blog beigesteuert. Und viele Texte von unterwegs versehentlich als Geertje Jacob eingeloggt veröffentlicht, daher steht in den Texten meist noch ein extra Hinweis auf seine Autorenschaft. Falls nötig :)