Snowsculpting Day 2 to 5

Beißende Kälte auf dem Winterfestival Gelände in Québec während die Sonne vom Himmel strahlt und dann wieder dicke Wolken aufziehen.

Erst am dritten Tag sprechen wir darüber, ob wir Entscheidungen treffen sollten, die Aushöhlungen weglassen, die Außenstruktur verändern…, um überhaupt die Skulptur zu vollenden.

Die Tage wechseln von dicht bewölkt bis strahlend sonnig. An den wolkigen ist es kaum möglich, Strukturen, Kanten oder Konturen zu richtig zu sehen. Alles verschwimmt. Ilka beschreibt, dass sie ober auf der Skulptur Angst hatte, daneben zu treten.

Die Arbeit an der Skulptur

Wir haben keine stabilen Gerüste oder ähnliches zur Verfügung. Ziemlich wacklig stehen wir auf angelehnten Leitern, krabbeln nach oben und wieder runter. Manchmal hält eine von uns die Leiter, wenn die andere oben ist. Nicht gerade die idealsten Bedingungen, wenn wir mit viel Kraft und Schwung und schwerem Werkzeug am Schnee arbeiten müssen, um ihn in Form zu bringen. Ganzer Körper Einsatz ist die richtige Formulierung. Die Arme schmerzen nachts und schlafen uns ein. Ich denke daran, dass der körperliche Einsatz ja begrenzt ist, nach fünf Tagen und eventuell einer Nacht wird einfach mal Schluss sein, auch mit den Schmerzen.

Manchmal schaufel ich ganz meditativ den Schnee zur Seite, zerre an einem langen Stahlseil mit Stacheldraht, einer Seilsäge sozusagen, um große Ecken vom Kubus zu trennen. Ich versuche verschiedene Bewegungen abzuwechseln und bilde mir ein, dass das gut ist. Beim Aushöhlen der Formen verkrieche ich mich in das entstehende Loch, der Jahrmarktstrubel ist wie abgeschnitten und es ist wunderbar ruhig. Eine andere Welt. Besonders deutlich ist es an den Abenden zu merken, wenn laute Diskomusik auf dem Winter Jahrmarkt und buntes Licht die Leute zum Feiern einlädt. Hier werden alle Winteraktivitäten angeboten und Besucher können sogar in warme Whirlpools steigen, arctic spa.

Arbeitszeit ist immer von 9 bis 22 Uhr mit vorgeschriebenen Pausen zum Mittag und Abendessen in der Kantine. Einige militärische Ansagen tönen dann über den Platz, „Ten minutes until Lunchbreak!“ und dann zehn Minuten später „Stop working!!!“ – ganz schön nervig, unter solchen Bedingungen Kunst zu machen.

Sugar Shack

Ilka und ich folgen am zweiten Abend noch einer Einladung zum Sugar Shack.
Da wir sowieso nicht arbeiten dürfen, weil alle Teams die Möglichkeit haben sollen, zu diesem kulturellen Event zu kommen, schließen wir uns der Mehrheit an und setzen uns gegen Abend in einem Reisebus, der uns eine halbe Stunde durch die Gegend fährt. Wir landen in einem ‚Wirtshaus‘ mit traditionell gedeckten Tischen und es wird ein traditioneller kanadischer Abend. Einige Spezialitäten sehen besser aus als sie schmecken, frittierte Speckteilchen zum Beispiel. Die Urbevölkerung zeigt uns, wie man das Besteck richtig benutzt: man klappert nämlich mit den Löffeln zur Musik, indem man immer zwei Löffelrückseiten aneinander schlagen lässt.

Nach dem Essen wird natürlich getanzt. Ich darf mich entschuldigen, denn ich muss ja Ilka fotografieren. Ein wirklich volkstümlicher Abend. Und am Ende erfüllt sich sogar meine Hoffnung auf eine besondere Ahornsirup Süßigkeit. Wir werden hinaus gelotst und alle müssen ein Holzstäbchen mit sich führen. Auf einer Art Schneetheke gießt eine Kellnerin den warmen flüssigen Ahornsirup aus. Die Menschen halten ihre Holzstäbchen hinein und drehen das ganze ein wenig. Ein Ahorn Sirup Lolly mit Schnee ist fertig. Sehr lecker. Ich steh ja auf Eis. Und der Ahornsirup hat auch noch einen tollen Beigeschmack, etwas herb.

Es folgen weitere Tage der Arbeit, der Kälte, der Sonne. Mit dem Team aus Maine kommen wir in Kontakt und tauschen uns bei allen Gelegenheiten mit den Steinbildhauern und Zimmerleuten aus dem US Bundestaat aus.

Fertig!

Am Ende des fünften Tages erklären wir unsere Skulptur ‚Quercus nixum Québec‘ – Die Schneeeiche von Québec für beendet. Obwohl einige kanadische Besucher immernoch auf Donuts tippen, wenn sie versuchen, etwas zu interpretieren, freuen wir uns über unsere Eichelhütchen mit ihrer Struktur, dem Innenraum für die Erfahrung und Interaktion mit unserer Skulptur.

Und das beste ist, wir werden nicht die Nacht durchmachen! Alle Volunteers und anderen gehen davon aus, dass alle die ‚white night‘ durchmachen wollen und müssen. Es wird ein Buffett angeliefert und man kann im Bauwagen Massagen bekommen. Wir jedoch sind rechtzeitig erschöpft in den Betten.

Es gibt übrigens unter den sechs Teams nur noch das kanadische, in dem zwei Frauen mitarbeiten.

Am Samstag Morgen treffen wir den Jury um neun Uhr vor den Skulpturen. Wir dürfen noch einige Erklärungen loswerden und überlassen ihnen dann die Bewertung. Ein Kriterium ist zum Beispiel, wie gut man das Volumen des Schneeblocks ausgenutzt hat und wie es mit der Original Idee übereinstimmt.

Alle sechs Kunstwerke erstrahlen in ihrer Schönheit, jedes hat seine Faszination und Aussage. Das Publikum wird sich wahrscheinlich am ehesten in ein Fabeltier mit Augen verlieben, falls Architekten in der Jury sind, dann werden sie die Architektonischen Wellen der Franzosen für gut befinden und ja die Stadt Québec wird das Ortsbezogene Kunstwerk der New Yorker lieben, ein Meteorit, der eingeschlagen ist.

Hotel de Glace Québec

Ilka, Henri und ich besuchen noch das Icehotel – als Spitzel sozusagen. Ich bin sehr neugierig, was hier vielleicht anders oder sogar besser gemacht wird. Die Außenansicht ist ganz ähnlich dem Icehotel in Schweden, innen jedoch lässt die Qualität des Materials zu wünschen übrig, an vielen Stellen ist der Schnee grau und auch farbiges Licht kann da nichts mehr ausbessern. Eine innenliegende Eisrutsche ist ganz spektakulär, aber ansonsten kann ich keine Highlights bemerken.

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Nachmittags findet auf der Bühne die Preisverleihung des Internationalen Schneeskulpturenwettbewerbs statt. Wir treffen noch den Deutschen Konsul aus Montreal, denn das Konsulat hat unter anderem unsere Arbeit hier unterstützt. So machen wir mit Herrn Leuchs noch ein Foto auf der Bühne und warten dann geduldig auf die Entscheidungen der Jury.

 

Preisverleihung Internationaler Schneeskulpturen Wettbewerbgeertjejacob-457

Die fünf Medaillen werden auf 3 der sechs Teams verteilt und so klappern die Franzosen, die New Yorker und die Kanadier mit Metall um den Hals herum. Schade, aber es sei ihnen gegönnt. Wir versuchen die blaue Stunde abzuwarten, um einige Fotos von unserer Arbeit zu machen. Dann heißt es, unserem großen Baby ‚Good bye‘ zu sagen. Es ist nicht ganz einfach, die Kunst, mit der wir uns 5 Tage lang herumgeschlagen haben, einfach dort stehen zu lassen. Am Ende des Festivals werden sie sogar platt gefahren. Loslassen ist die Devise.

 Vielen Dank an die Destination Québec für die Unterstützung vor Ort. Unsere Arbeit wird weiterhin unterstützt von Solveig Schirmer mit Interiors Berlin, dem Deutschen Generalkonsulat in Montreal. Ausrüstung haben wir von finside getestet.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

2 Kommentare:

  1. Hallo ihr,
    ich finde es cool, dass ihr in den nördlicheren Ländern unterwegs seid. Uns zieht es eher Richtung Süden, aber das liegt wohl unter anderem daran, dass wir selbst aus dem Norden kommen (ich und meine Frau sind beide Norweger, leben aber seit 10 Jahren in Deutschland). Ab Juli 2015 machen wir eine einjährige Weltreise mit unseren vier Kindern und jetzt im Vorfeld ist es natürlich sehr inspirierend über andere reisende Familien zu lesen.

    Viele Grüße,
    Thor

  2. Hallo Thor samt Family – Wir sind gespannt, was ihr auf der Weltreise unternehmen werdet und drücken alle Daumen, dass alles klappt. Vielleicht gibt es ja was zum Nachmachen?

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