Kajak Training mit der ganzen Familie in Potsdam

Heute ist genau der richtige Tag für das Kajak Training für die ganze Familie.
Es ist Sonntagmorgen am letzten Wochenende vor den großen Sommerferien. Wir sind zu Hause in Potsdam. Die Eltern wollen, dass nun das Schuljahr endlich mal zu Ende ist, damit die ganze Familie wieder in den Norden reisen kann. Die Kinder feiern eine Schuljahresendparty nach der anderen und wollen sich eigentlich gar nicht von ihren Freunden trennen.

Die Sommerreise läuft vor meinem inneren Auge mit Outdooraktivitäten udn viel Meer ab. Aber ach du Schreck, in meinem Idealismus bucht eich ein Ferienhaus an der norwegischen Küste inklusive vier Einzelkajaks. Und sah uns romantisch zwischen den Schären der norwegischen Südküste umher paddeln.

Kajak Training für die ganze Familie

Aber kann das mit meiner Nordicfamily so unvorbereitet gehen? Alle würden sich bestimmt besser fühlen, wenn sie schon mal in einem Kajak gesessen hätten und eventuell auch schon mal umgekippt wären.

So frage ich kurzerhand unsere Freunde Vera und Gunter. Sie sind Experten im skandinavischen Friluftsliv, Kajak Guides und vermitteln ihre Kenntnisse gleich bei uns vor der Haustür auf dem Griebnitzsee.

An diesem letzten Sonntag im Schuljahr ist es hochsommerlich warm, der Griebnitzsee hat bestimmt schon 20 Grad.
Wir haben vier Eizelkajaks bei Pedales gebucht und stehen pünktlich um 10 Uhr vor der Ausleihstation. Gunter und Vera bringen uach ihre Tochter Freya mit und wir sind ein großer Pulk an Menschen.

Wir haben eine Stunde Zeit, das Wesentliche zu lernen und einmal auszuprobieren.
Der erste schritt ist es, die Fußstützen im Einzelkajak für jeden von uns anzupassen. Da es leider keine Kinderkajaks auszuleihen gibt, ist die Einstellungen für unseren Kleinsten nicht ganz optimal, er muss seine Beine Strecken und hat mit seinen Knien keinen Kontakt zum Boot. Wir anderen stellen die Fußrasten genauso ein, dass wir guten Kontakt mit Füßen und Knien haben udn das Boot mit lockerer Hüfte gut kontrollieren können.

Ich schwitze hier schon das erste Mal. Natürlich tragen wir alle Schwimmwesten, das trägt bei dem Sonnenschein dazu bei, dass es ganz schön heiß wird. Die Boot zerren wir nun zu zweit ins Wasser, gerade so kann man das auch als erwachsener alleine. Am Ufer kann man noch gut stehen.

Ich stelle mich breitbeinig über mein Boot und lasse meinen Hintern hinein plumpsen, so hat es mir Vera eben gezeigt. Eigentlich super praktisch weil man so schön zentral das Gewicht ( welches Gewicht?) verteilt. Nach dem der Hintern in die Sitzöffnung gerutscht ist hole ich die Beine hinterher und positioniere die Füße an den Fußrasten.
Morten paddelt derweil schon im Uferbereich umher, kommt unter einen tiefhängenden Weide hervor und scheint mit seinem roten Kajak verschmolzen zu sein. Ich bin total überraschet, wie gut er das Boot manövrieren kann. Kinder scheinen das ohne viel Theorie einfach aus dem Gefühl zu verstehen und nachzumachen.
Als wir Himmelfahrt mit Kanadiern unterwegs waren, hat Morten auch schon Paddelerfahrung gesammelt, aber Boot und Paddel sahen da ja schon etwas anders aus.

Auch unsere Große stellt sich sehr geschickt an, aber das habe ich nicht anders erwartet.
Vor meinem inneren Auge taucht schon wieder die Seekajakszene in Norwegen auf. Jan übt mit Gunter an anderer Stelle die Dinge, die für seine Konstitution wichtig sind. Das beschreibt er hier mal selber:

Jan über das Kajak Training für die ganze Familie

Meine „Konstitution“, wie meine Frau so nett schreibt, meint das mein Schwerpunkt nicht nur schwerer ist als bei den meisten, sondern auch höher liegt als bei den meisten Menschen. Das ist extrem ungünstig, wenn, wie beim Kajak fahren, gilt: Je tiefer der Schwerpunkt, des stabiler die Lage. Ich in einem Kajak ist also eine äußerst wackelige Angelegenheit. Daher nimmt sich Gunter die Zeit sich um meine Stabilität zu kümmern. Immer schön locker bleiben in den Hüften. Klappt am Anfang ganz gut. Trotzdem übergebe ich sicherheitshalber Gunter meine Brille. Keine 30 Sekunden später überlappen sich drei Wellenkämme (jede Menge Motorboote auf dem Griebnitzsee) ungünstig, ich seh sie nicht kommen (ohne Brille) und plumms!, liege ich im Wasser. Das wäre wohl auch mit Brille passiert. Aber es hat auch was Gutes: Ich weiß jetzt, dass ich wunderbar schnell aus dem Kajak gleiten kann wenn es umkippt und das dass Wasser angenehm warm ist.

Während dessen bei Geertje: Dann sind wir schon fast am anderen Ufer drüben am Griebnitzsee. Eine kleine Buhnenreihe lädt dazu ein, erste Kippelübungen zu machen. Ich merke sehr schnell, an welcher Stelle das Boot umkippen würde. Die erste freiwillige zum Umkippen wird gesucht.

Ich erkläre mich bereit, Merle soll mich retten.

Die T-Rettung – T-Rescue mit einem Kajak

Das Wasser ist erfrischend und ich bin erstaunlich schnell mit meiner Schwimmweste im Wasser gelandet. Ich kann nicht stehen. Kajak und Paddel treiben neben mir.

Vera sitzt in ihrem Kanadier und gibt Merle Anweisungen, was in welchen Schritt zu tun ist. Ich kann ihr Schwimmende etwas helfen.

  • Greife die Spitze des umgedrehten Kajaks
  • Beginne das Kajak auf deines vor deinem Körper im rechten Winkel hoch zu ziehen

Ich sehe wie anstrengend das sein muss, denn es ist ziemlich viel Wasser in das Boot gelaufen. Ich kann Merle bei ihren Ziehversuchen helfen, indem ich das Boot etwas schiebe. Schließlich liegt es überkreuz und umgedreht auf ihrem Kajak, das Wasser läuft langsam aus den Gepäckklappen und aus der Sitzöffnung. Das Boot wird leichter.

Der Endpunkt ist erreicht, wenn das darauf liegende Kajak genau mittig vor ihr liegt.

  • Dann dreh das Kajak wieder richtig herum mit der Öffnung nach oben. Das ist auch nochmal ein kleiner Kraftakt.
  • Dann schiebe das Kajak wieder ins Wasser.

Es muss jetzt neben dem Retter Kajak liegen, am besten, dass die Sitze Face-to-face zeigen.
Ich schwimme zwischen die beiden Boot und muss jetzt nur (!) noch hinein.

  • Der Retter muss jetzt das leere Kajak neben sich mit seinem ganzen rüber gelehnten Oberkörper stabilisieren.
  • Der zu Rettende schwimmt zwischen die beiden Boote

Ich breite meine Arme über beide Boot aus und spreize meine Beine rechts und links in die Boote.
Irgendwie kommt mir die Haltung aus dem Kreissaal bekannt vor und man darf sich nicht vorstellen, was man gerade hier mitten auf dem See für eine Show abgibt.

Es ist ziemlich schwierig, den Po jetzt hoch zu kriegen.

  • Die zu rettende Person muss sich jetzt nochmal richtig anstrengen und die Beine in die Boot schwingen, den Po hoch drücken und sich in das leere Kajak bugsieren.
  • Dann müssen die restlichen evtl. herum schwimmenden Paddel gerettet werden.

Das kann Morten ziemlich gut, geschickt paddelt er zu den einzelnen Teilen, auch eine Sitzunterlagen ist mit rausgefallen, sammelt sie ein und verteilt sie dann wieder an uns.

In der nächsten Übung rette ich ihn, und flink wie ein Wiesel ist er wieder in sein Boot geklettert, Freestyle eben.

Als schon über eine Stunde vergangen ist, wollen alle noch ein paar Mal gerettet werden, besonders die Kids sind voller Energie.

Picknick nach dem Kajak Training für die ganze Familie

Aber unsere Guides Vera und Gunther haben noch ein besonderes Picknick mit uns geplant.

Im Begleitkanadier befinden sich alle Zutaten dafür.
Wir landen an einem kleinen Naturstrand am Griebnitzsee an und finden einen Platz für unser Mittagessen. Ich bin erstaunt wie viel Müll hier doch im Uferbereich herumliegt. Vorwiegend Plastikverpackungen, Reste von Anglern, nicht vergrabene Toilettenreste. Aber wir finden einen schönen Ort.

Auf zwei großen bunten karierten Picknickdecken lagern wir gemütlich. Vera paniert und würzt einen riesen Berg Barschfilet und schmeißt bald den Campingkocher an. Die Fische brutzeln in der Pfanne während Morten vor Hunger schon ganz nervös wird.
Aktivitäten auf dem Wasser machen wahrscheinlich besonders hungrig. Was wir also auch noch gelernt haben – immer einen Snack mitzunehmen.
Nachdem wir alle den Bauch voll mit leckerem Fisch haben, bauen wir noch eine kleien Bude aus Stöckern, die Kindern stromern im Wald umher udn dann heißt es doch auch schon Abschiednehmen.

Nach dieser coolen Aktion, dem Kajaktraining für die ganze Familie gehe ich mit einem super sicheren Gefühl in den Urlaub ins Seekajak. Auch wissen wir, dass es viel welliger und windiger sein kann als hier auf dem heimischen Griebnitzsee, trotzdem wissen wir, was zu tun ist.

Gleich heute Abend werde ich die Kids nach der Reihenfolge der Rettung nochmal befragen. Denn im Zweifelsfall muss man die Handgriffe intuitiv wissen, denn der Schreck ist wahrscheinlich etwas größer und das Wasser kälter.

Danke an Gunter und Vera von Gröninga für das maßgeschneiderte Training.

Hier gibt es einen ausführlichen Bericht über unsere vergange Paddelerfahrung in der Uckermark und hier aus dem Spreewald.

Wir berichten, wie dann alles auf Reisen in Norwegen in der Praxis aussieht.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

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