Kurzurlaub – Mama allein in Skandinavien – Folk in the Garden


Schon der Weg auf dem Fahrrad durch die laue Sommerluft ist es wert. Nach einem vollen Tag mit Sommerfesten und kommunikativen Events bestückt, genieße ich es, alleine loszuziehen.
Alles mit der Aussicht mich von skandinavischer Folkmusik in einen Kurzurlaub entführen zu lassen.
Am neuen Garten in Potsdam angelangt, sehe ich eine lange Schlange am Einlass. Kein extra Eingang für Presse und Blogger. So lausche ich in der Warteschlangen den Kommentaren der Besucher 50 plus. Anscheinend Stammpublikum bei den Musikfestspielen.
Ich nehm mein Radl mit hinein, weil ich nicht genau weiß, wie weit die einzelnen Spielorte auseinander liegen. Am Weg spielt Steinar Raknes Bass. Und er ist nicht nur Straßenmusikant am Wegesrand, sondern mit seiner Tom Waits Stimme eine richtige Attraktion und ein Hingucker.
Wäre ich jetzt mit Freundinnen unterwegs, könnten wir ein bisschen über coole und gutaussehende Musiker schwärmen. Keine Frage, Musikmachen wirkt sexy.
Der nächste Akt, den ich sehe, sind zwei junge Frauen vor dem Ägyptischen Portal der Orangerie: Nordic by nature – legen sie lässige, nicht zu laute, zeitgenössische Musik auf.
Die Besucher, die sich nicht auf den Bierbänken hier niederlassen, machen es sich in Liegestühlen neben der Orangerie bequem oder strömen vom andere Ende in das Gebäude. Dort spielen um 20.30 Uhr die LISAS, das sind Lisa Rydberg an der Geige und Lisa Eriksson am Akkordeon, als Zuhörer bin ich fasziniert wie Tradition, Jugend und die besondere Nachdenklichkeit de der Musik Atmosphäre kreiert.
Der Akt, auf den ich schon seit einigen Tagen gespannt bin, heißt Inga Juuso und beginnt um neun vor dem Ägyptischen Portal. Ich sichere mir einen guten Hör- und Fotoplatz. Zusammen mit Steinar Raknes wird ihr Joik Gesang zu einer Jazznummer mit traditionellem Einschlag. Einerseits überkommt mich Gänsehaut, wenn ich ihre Tracht sehe und den Gesang höre und andererseits so etwas wie Euphorie und Freude darüber, dass es diese Kunst in die Moderne geschafft hat und so lebendig und lebensfroh präsentiert wird. Ich versuche nach dem einstündigen Konzert meine Dankbarkeit und Rührung in schwedischen Brocken rüberzubringen und erzähle von meiner Heirat im lappländischen Icehotel. Eigentlich ist der Abend rund und ich bin sehr erfüllt. Sie erzählt davon, dass das Joiken normalerweise nicht mit solch moderner Musik kombiniert wird.
Der Vollständigkeit halber gehe ich noch zum Marmorpalais, wo ich erlebe wie Hallgrim Hansegård und Ragnhild Hemsing die Potsdamer Besucher in die Kunst des norwegischen Halling- Tanzes einführen. Das sieht etwas kompliziert, aber sehr spassig aus, wie die Menschen sich locker zu bewegter Folklore mit Geige im Kreis tänzeln und auf die Schenkel schlagend vergnügen.
Weiter geht’s zur großen Bühne am Marmorpalais, wo sich Weintrinkende Besucher das Gjermund Larsen Trio anhören. Gjermund Larsen, Andreas Utnem und Sondre Mejsfjord sind wieder junge professionelle Musiker, die poetisch, einfühlsam bis aufrüttelnd traditionelle Weisen mit Jazzigen Klängen vermischen. Die Musik ist zum Zuhören, nicht zum Fotografieren und ich fühle mich sichtlich wohler im Publikum unterzutauchen, als den Flirtversuchen der Musizierenden mit der Kamera ( mit mir?) standzuhalten.
Mit Musik wurde heute Abend die Skandinavische Landschaft meines Herzens sehr erwärmt und so macht es gar nichts, dass der Radweg nach Hause etwas kühler ist. In Gedanken bin ich noch im sommerlichen Skandinavien.
Was eindrücklich blieb, ist die Jugend und Frische der skandinavischen Folkmusik

 

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

Kommentare sind geschlossen.