Snowfest in Nallikari in Oulu – Schneeskulpturen

Das Snowfest in Nallikari in Oulu ist eine meiner winterlichsten Erinnerungen aus der letzten Saison. In Zeiten von Corona bin ich so dankbar und erfreut über einen Winter wie den vergangenen, voller wertvoller Begegnungen und großartiger Inspirationen. Ich hatte 10 Wochen richtig fetten Winter an den verschiedenen Enden der Welt.

Snowfest in Nallikari

In den Monaten Dezember bis März jagt ein Winterfestival das andere. Das Snowfest in Nallikari war eines der Events, die ich im Winter besuchte.
Bei einigen Veranstaltungen werden Schnee- oder Eisskulpturen kreiert. Von einigen habe ich auch schon hier auf dem Blog berichtet. In den letzten Jahren reiste ich in die USA, nach Kanada, Italien und nach Schweden, um mit meinem Team gewaltige Skulpturen  herzustellen.

Snowfest in Nallikari Tools

Neues Event – das Snowfest in Nallikari in Oulu

Das Snowfest ist im Gegensatz zu vielen traditionellen Events hier in Oulu etwas ganz Neues. In den vergangenen Jahren fand der Baltic Snowcall statt, ein ganz ähnlicher Wettbewerb im Schneeskulpturenbau.

In diesem Februar sind internationale Teams eingeladen, aus Schneeblöcken der Größe 3x3x3 Metern Kreationen zu erschaffen.
Ich bin dieses Mal als stille Beobachterin und kreativer Guide für verschiedene Workshops eingeladen.

Was mache ich hier beim Snowfest an der zugefrorenen Ostsee?

Es ist etwas besonderes, dass ich ohne mein Team nach Oulu und nach Nallikari gereist bin. Ich bin als „Supervisor Workshops“ angefragt und habe am Freitag und Samstag mehrere Workshops zu geben. Darauf habe ich mich zu Hause mit einem kleinen Konzept vorbereitet.

Ich habe mir extra einen Tag Zeit genommen, um die Gegend etwas näher kennen zu lernen, von der bezaubernden Lage am Meer berichte ich in einem anderen Blogpost.

Snowfest in Nallikari  Tschech Team

Künstler aus aller Welt beim Snowfest in Nallikari

An den Schneeskulpturen in Nallikari wird seit Mittwochvormittag gearbeitet. Die meisten Teams sind am Dienstag angereist. Sie kommen aus Russland, der Ukraine, aus Polen, aus Tschechien, aus dem Schwarzwald und aus München. Das weitgereisteste Team kommt in diesem Jahr aus Mexico. Carlos und seine Kollegen habe ich auch in Breckenridge vor ein Paar Wochen beim International Championchips im Snowsculpting getroffen. Das Symposium für Schneeskulpturen in Nallikari ist kein Wettbewerb in dem Sinne. Alle sollen Freude mit dem vergänglichen Material haben und wenig Stress beim Snowfest in Nallikari.

Snowfest in Nallikari Sympo

Als ich am Mittwoch über den Platz schlendere, sind alle Teams fleissig am Arbeiten. Es ist leicht über null Grad. Deshalb ist der Schnee sehr weich. Die Künstlerteams können ziemlich leicht die Grundform ihrer Skulptur mit großen Schaufeln herstellen. Details sind an diesem Tag unmöglich.

Snowfest in Nallikari German Team

Die Schneeskulpturen in Nallikari stehen auf einem weiten Gelände gleich hinter der Wintervillage. Das ist ein großer Spielplatz aus Schnee und Eis. Groß und Klein können hier rutschen und Toben. Es ist quasi ein großer Spielplatz. Im Eingangsbereich gibt es köstliche Würstchen vom Grill, Kaffee und heiße Schokolade.

Snowfest Wintervillage Nallikari
Wintervillage Nallikari

Welch Glück für alle Teams, dass die komfortablen Unterkünfte in den Villen von Nallikari nicht weit sind. Wenn man mal eine kleine Pause von der Arbeit braucht, geht man einfach rüber in die Unterkunft und haut sich aufs Ohr.

Workshops für angehende Schneebildhauer in Nallikari

Am Freitag hat sich eine Gruppe aus dem hiesigen Kunstmuseum für einen Schneeskulpturenworkshop angemeldet.

Ich habe eine Menge Werkzeuge von zu Hasue mitgebracht. Im meiner Tasche flogen Sägen, Raspeln, Meisel von Deutschland aus mit. Ich verfolge gespannt den Wetterbericht, denn am Donnerstag war es schön crispy kalt und sonnig, eigentlich perfekt. Am Freitag allerdings steigen die Temperaturen und es ist sogar Regen angesagt.

Ich bin gut präpariert und leihe mir eine wasserdichte Jacke von den Veranstaltern in Nallikari. Wasserfeste warme Polyver Schuhe habe ich kurz davor erst zum Testen aus Schweden bekommen. Verschiedene Paar Handschuhe liegen auch zum Wechseln bereit. Immer wenn ich mit nassem Schnee arbeite, sind die Handschuhe auch ganz schnell nass. Für den Zweck gibt es auch gefütterte Gummihandschuhe aus der norwegischen Fischindustrie.

Snowfest in Nallikari oinguin modell

Mitarbeiter des Luupi Museum gestalten Schneewand

Die Gruppe aus dem Luupi Museum, dem hiesigen Kunstmuseum, ist sehr motiviert und guter Dinge. Alle sind wetterfest gekleidet und neugierig, was sie erwartet.

Der einzige Mann in der Truppe schnappt sich zuerst eine Schaufel, alle anderen kleinere Werkzeuge um sie auf der Rückseite der Schneewand auszuprobieren. Für meine Workshops habe ich insgesamt 30 Meter Wand zur Verfügung. Bzw die Teilnehmerinnen haben sie als leere Leinwand an der sie arbeiten können. Als Konzept habe ich mir Reliefs überlegt, da es schwierig wäre, die gesamt Wand für Skulpturen aufzubrechen.

Snowfest in Nallikari snowsculpting workshop

Auf dem Boden ist das Blanke Eis, die Künstlerinnen knieen teilweise in Pfützen. Sie sind eifrig bei der Sache und versuchen ihrer Inspiration freien Lauf zu lassen. Ich habe vorher ein paar mögliche Motive von arktischen Tieren ausgedruckt und große Kreise vorbereitet. Die große Gruppe hat sich in kleinere Gruppen unterteilt und so findet jede ein Eckchen und ein Arbeitsprojekt für die nächsten drei Stunden. Die herausforderndste Aufgabe war das Logo des Museums. Der Prozeß ist von Zweifeln geprägt, am Ende jedoch steht da ein ganz passables Ergebnis sogar mit interaktiven Löchern in der Wand, wo Kinder hindurch schauen oder hindurch krabbeln können.

Snowfest in Nallikari Workshop

Alle sind am Ende des Workshops glücklich und zufrieden. Es werden Gruppenfotos und Selfies vor den temporären Kunstwerken geschossen.

Danach setze ich mich noch gemütlich zur Gruppe und wir plauschen über Kunst und die Welt.

Ich falle dann gemütliche auf meine Couch vor dem Kamin.  

Snowart with Love – ein Abend im Nallikari Restaurant

Nur nach einer Stunde muss ich mich aber wieder aufrappen, da ein paar hundert Meter von hier der Abend Snowart with Love beginnt. Dafür habe ich einen Vortrag vorbereitet. Laura Laupinen vom Museum und Juhani Lillberg der Director der International Snowsculpting Association gestalten den Abend ebenfalls mit mir.

Mein Vortrag soll die verschiedenen Aspekte zeigen, die ich beim Arbeiten mit Schnee so liebe. Die Liebe zu den Tools, zu den Menschen zur Kälte und einige mehr.

Ich bin ganz schön aufgeregt, da mein Englisch nicht so flüssig ist und ich manchmal denke, dass ich in der Sprache nicht genau das sagen kann, was ich eigentlich ausdrücken möchte. Es läuft aber ganz gut und ich glaube, die Kollegen konnten sich mit vielen der Schneeliebe Aspekten gut identifizieren .

 Laura Lampinens Vortrag ist ebenfalls super spannend. Im Museum nutzen sie im Winter das Material Schnee, um Menschen zu inspirieren mit einfachen Mitteln kreativ zu werden. Hach, wenn das bloß für uns zu Hause möglich wäre.

Juhani Lillberg berichtet dagegen von gigantischen Veranstaltungen in der Ganzen Welt. Besonders herausragend sind traditionelle Schneeskulptur Events in Harbin, China und Japan.

Nach dem Essen ein Jacuzzi in 20 Metern Höhe

Nach unseren Vorträgen essen wir gemütlich im Restaurant unser Dinner und dann dürfen wir in den angeschlossenen Jacuzzi bzw. auch in die Saunen.
Alle schnappen sich ihre Badesachen und ich kann mir noch nicht vorstellen, wie s da oben auf 20 Metern Höhe aussehen soll.

Nur mit Badesachen bekleidet erklimme ich mit zwei Kolleginnen eine Metalltreppe, die unglaublich in den Füßen piekt. Die Temperaturen liegen unter dem Gefrierpunkt. Deshalb bin ich mächtig froh, dass wir gleich oben sind. Der kleien Jacuzzi ist auch noch unbesetzt und wir suchen uns die besten Plätze mit Massageeffekt.

Snowfest in Nallikari Restaurant

 Nach und nach kommen unsere Snowsculpting Friends dazu. Es wird voller und voller, aber auch sehr gesellig. Gute Gespräche im warmen Wasser unter freiem Himmel. Jetzt fehlen noch die Nordlichter.

Die sind heute erst für den späten Abend angesagt. Am Horizont im Norden meine ich schon einen grünen Schimmer zu erkennen.
Als nach  ein zwei Stunden im warmen Wasser meine schrumpligen Hände nicht mehr menschlich aussehen, gehe ich nochmal in die Sauna und verabschiede mich dann von der Runde.

Snowfest in Nallikari  Jacuzzi

Nach 23 Uhr checke ich noch mal meine Nordlicht Vorhersage Apps. Es ist nicht bewölkt und die Wahrscheinlichkeit ist vorhanden, dass die Nordlichter hervorkommen. So schnappe ich mir mein Stativ, Weitwinkelobjektiv und Kamera und begebe mich nochmal Richtung Leuchtturm.

Dank Messenger und Co, kommen gleich noch ein paar andere Leute dazu. Mein geübtes Auge kann bald mehr als nur ein schwaches Nordlicht erkennen. Es ist recht bewegt und die Kamera kann es gut einfangen.

Snowfest in Nallikari polarlicht

Was für eine beeindruckende Kulisse mit dem markanten Leuchtturm von Oulu und dem weiten Meer.

Einige der Schneeskulptur Freunde sehen heute Abend das erste Mal Nordlichter und sind ganz verzaubert. Es ist faszinierend. Da es den ganzen Tag so warm war, steht ziemlich viel Wasser auf dem Eis der zugefrorenen Ostsee. Ich bin glücklich, dass ich warme wasserdichte Schuhe anhabe und kann einige Experimente mit meienr Kamera machen. Dann verleihe ich noch mein Stativ und bis kein grüner Schimmer mehr zu sehen ist, verharre ich da draußen im kühlen Wind. Ich vergaß meine lange Wollunterhose anzuziehen.

Snowfest in Nallikari  nordlicht

Glücklich und mit einigen Schätzen auf der Speicherkarte kehre ich in meine kleine Villa zurück und veröffentliche gleich noch gegen ein Uhr nachts meine Funde.

Samstag beim Snowfest in Nallikari

Draußen haben sich noch größere Pfützen gebildet, es ist Tauwetter. Teilweise regnet es an diesem Vormittag schon.
Die Schneebildhauer aus aller Welt wagen es beim Snowfest in Nallikari kaum noch die Skulpturen anzufassen, denn allzu schnell könnten sie bei Erschütterung auseinander brechen. Der gepresste Schnee wird von dem Regen richtig schwer.
Team Ukraine hat seine Skulptur mit einer Plane abgedeckt, damit sie bis zur Eröffnung durchhält. Sie besteht nämlich aus recht fragilen Rahmen, durch die der Betrachter hindurchschauen kann.

Snowfest in Nallikari  the opening

Heute am Samstag habe ich volles Programm, drei 2 stündige Workshops hintereinander ohne Pause stehen an.
Janne vom Wintervillage in Nallikari steht mir zur Seite, wenn ich ihn brauche, aber alle angehenden Schneekünstler verstehen gut English und so komme ich ganz gut mit allen zurecht. Janne versorgt mich aber mit zusätzlichen Werkzeugen und einer schönen Grillwurst und heißem Kakao in der Mittagszeit.

Die Finnen sind wirklich tough

Im ersten Workshop arbeiten mehrere Familien ganz eifrig an großen Kreisen. Außerdem ist eine Studentengruppe dabei, vorzügliche Wintermotive an der Wand herzustellen.

Ich bewundere die Finnen, die es wohl gewohnt sind, bei jedem Wetter draußen zu sein und sich der Dinge zu erfreuen.
Ich merke, wie jeder in seinen Arbeitsfluß, in den Flow kommt und gar nicht aufhören kann.
Für die meisten von ihnen ist es ganz bereichernd, als ich am Ende noch eine Runde auf dem Platz drehe und etwas zu den Skulpturen erklären kann. An einigen der Kunstwerke stehen auch die internationalen Teams noch bereit, um die Philosophie hinter ihrem Werk zu erläutern.

Im dritten Workshop ist die Wand schon  durchgehend gestaltet und wir müssen uns eine andere Leinwand auf dem Gelände der Wintervillage in Nallikari suchen. Das ist nicht schwer, denn die Rückwand der großen Rutsche des Wintervillage ist groß genug für einige Kunstwerke.
Zwei verschiende Stundentengruppen finden sich ein und so arbeiten insgesamt zehn Leute an verschienden Motiven.

Ein herausragendes Einhorn entsteht mit einem hölzernen Horn. Ein herrliches Fotomotiv, auch für die Besucher des Wintervillage hoffentlich später.

Snowfest in Nallikari Snowsculpting Workshop

Auch hier spüre ich den Eifer der jungen Menschen und den Flow, wenn sie mit dem vergänglichen Material arbeiten. Der Teamgeist ist phänomenal. Jeder kann seine oder ihre Qualitäten einbringen.

Nach sechs Stunden auf den Beinen, erklärend und mithelfend bin ich ganz schön müde und muss erst einmal was leckeres essen. Die Versorgung für uns findet im zentralen Rezeptionsgebäude in Nallikari statt. Zur Feier des finalen Tages gibt es für uns ein Gratin mit geräuchertem Rentierfleisch. Das ist genau das richtige und wärmt prima durch.

Snowfest in Nallikari the day after

Dann muss ich mich noch ein halbes Stündchen aufs Ohr hauen, bevor die offizielle Eröffnung des Schneeskulpturen Parks stattfindet.

Ich ziehe mich in meine Villa zurück und höre schon, wie draußen der Regen immer stärker wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwelche Besucher sich das Spaktakel bei diesem Wetter antun. Aber ich bin neugierig genug und fühle mich den Teams auch verbunden und raffe mich auf, noch einmal hinaus zu gehen.

Ich habe gar keine wasserdichte Jacke mit und hoffe, dass es vielleicht ein paar Regenschirme auszuleihen gibt.

Tatsächlich, viele von den Kollegen haben sich auch nicht besonders wetterfest gekleidet und so drängen wir uns unter ein paar Schirmchen zusammen.

Die Skulpturen sind farbig beleuchtet. Im Vorfeld durfte sich nämlich jedes Team für zwei Filterfarben für die Bodenstrahler entscheiden. Es sieht fantastisch aus. Besonders gefallen mir die Spiegelungen in den Pfützen.
Janne hält eine kleine Ansprache und dann stellt sich jedes Team einmal kurz vor.  Das wird mit Handschuhapplaus honoriert.

Wir sind alle froh, als die Eröffnungsparty im gemütlichen Lavvu mit Lagerfeuer fortgesetzt wird. Hier gibt es Dosenbier und diese leckeren Grillwürstchen.

Draußen wandelt sich der Regen plötzlich wie durch ein Wunder in dicke Schneeflocken.

Abends beim Snowfest in Nallikari

Nun wird’s romantisch und über all den Schneematsch legt sich eine weiße Decke.
Wir stehen dicht gedrängt um das Feuer im Tipi Zelt und die Stimmung wird ausgelassener bis einige der Teams Lieder in ihren Sprachen zu Gehör bringen. Den bekannten Song Katjuscha singen wir gleichzeitig in drei verschiedenen Sprachen. Ich kenn ihn noch aus DDR Zeiten.

Eine herrliche Stimmung entsteht. Als die Reihen sich lichten unterhalte ich mich noch noch sehr gut mit Stephen aus Irland. Viele der Künstler folgen der Einladung in eine Bar im Zentrum Oulus. Es stellt sich im Nachhinein heraus, dass es wohl sehr lustig war und das mexikanische Team der Karaoke Star des Abends war.

Ich hoffe, dass ich mit den Beschreibungen einigermaßen vermitteln kann, wie lebendig und herzerwärmend es ist, mit den Künstlerkollegen aus aller Welt, den Winter zu feiern und sich an verschiedenen Orten für die gemeinsame Arbeit zu treffen.

Schau noch auf die offizielle Seite des Snowevents Snowfest in Nallikari für weitere Ankündigungen.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

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