Hochzeit im Icehotel – Nordlichter

Tag 4 – Gegen 8 Uhr werden wir von einer Dame geweckt, die das Licht anmacht und warmen Lingonberryjuice anbietet. Nehm ich gerne, obwohl ich mich nicht ausgekühlt fühle.  Woolpower Unterwäsche hat auch ihr übriges getan.

Kurz in die Sauna und warm Duschen und dann ab zum Frühstücksbuffett. Die anderen sind noch nicht dort. So haben wir noch ein paar Minuten für uns mit luxuriösen Croissants, Lachs, Eiern, Kaffee und allem was man sich vorstellen kann.

Schon ein paar Minuten später jedoch müssen wir genauestens berichten, wie wars denn? Habt ihr nicht gefrorenen? Musste nicht einer mal auf Toilette? Etc.

Nach dem ausgedehnten Frühstück packen die Eltern und checken aus. Dann treffen wir uns bei den Rentieren am Ende des Dorfes.  Nutti Sami Siida ist ein Outdoormuseum mit Rentiergehege. Dort kaufen wir für ein paar Kronen eine Tüte mit Rentierflechten, mit denen wir die Tiere füttern können.

Wir gehen vorsichtig in das Gehege und die drei Tiere wissen schon, welche Leckereien auf sie warten, etwas ungestüm stupsen sie an uns herum, so dass man gar nicht koordiniert, das Futter gerecht verteilen kann. Als dann aber alle ihren Appetit gestillt hatten, konnten wir sie in Ruhe streicheln. Eines von ihnen war gestern mit Nils, dem Inhaber von Nutti Sami,  und einem Schlitten vor der Kirche, um ein anderes Hochzeitspaar abzuholen. In den Lavvus und an den Hütten stehen viele Informationen über die Samen und die Rentierzucht.

Wir trinken dann noch kurz einen Kaffee , bevor die Eltern abreisen und machen es uns in unserer Unterkunft gemütlich.

Essen Mittag, Morten schläft.

Abisko Nationalpark

Nach dem Mittagsschläfchen packen wir wiedermal die Hälfte unserer sieben Sachen und brechen auf für einen kurzen Übernachtungstrip nach Abisko. Kaum haben wir Kiruna verlassen sind rechts und links einsame Hügel und pure skandinavische raue Winterlandschaft zu sehen. Es hat wieder etwas angefangen zu schneien. Die Fahrt verläuft jedoch problemlos. Selbstverständlich haben wir auch Spikes auf dem Auto.
Eine Kooperation mit STF dem schwedischen Jugendherbergsverband ermöglicht es uns, in der Jugendherberge zu übernachten und die Abisko Skystation in der Nacht zu besuchen.

Man denkt, dass man so ziemlich am Ende der Welt ist in der winterlichen Einöde nördlich des Polarkreises und es einsam sein könnte. Aber in der Herberge wimmelt es von Winterenthusiasten, die Skitouren machen und auch Nordlichter beobachten wollen. Mir kribbelt sind en Füßen und Händen. Ich will auch endlich mal Skitouren machen. Die Zeit ist jetzt im Frühling am besten. Es ist hell und die Sonne scheint. Es ist trotzdem noch kalt genug, dass viel Schnee liegt.

Die Vorhersage für die Nordlichter und die Bewölkung heute Abend ist noch nicht ganz klar. Klar ist jedoch, dass ich auf jeden Fall mit dem Sessellift zur Sky Station hochfahre. Die Kinder sollen nicht mit. Es könnte auf de r20minütigen Sesselliftfahrt zu kalt werden. So bleibt Jan in der Jugendherberge. Ich würd es ihm sehr gönnen, auch dort oben Nordlichter zu sehen, und schlage deshalb vor, dass jeder eine Stunde dort bleiben könnte und dass wir uns ablösen. Jedoch bleibe ich am Ende die ganze Zeit.

Kurz nach Acht gehe ich von der Jugendherberge zur 20 Minuten entfernten Liftstation. Dort hängen wiederum die altbekannten Overalls, die man sich über seine normalen Winterklamotten drüber zieht – Selbstbedienunsgsystem. Dann steige ich mit Jürgen, einem Hessen, in den recht engen Zweier Sessellift, zwischen ihm, dem Bügel und dem Fotoequipment bin ich bewegungsunfähig eingeklemmt. Er hat keine Fotoambitionen, sondern will die Nordlichter quasi aus beruflichen Gründen mal live sehen. Oben angekommen sieht man einige Menschen , die sich mit ihren Stativen und Kameras über den Hang erteilt haben, ca. 600 m unter uns liegt der Ort Abisko. Nicht viel künstliches Licht, was die Beobachtung hier oben einschränken würde.

Und da ist es auch schon der erste Nordlichtschein, aufgeregt packe ich mein Stativ aus, tätige die nötigen Einstellungen und mache die ersten Bilder. Ich komme mit der unendlich Einstellung für den Fokus nicht klar, hege die Idee etwas in den Vordergrund zu nehmen, um das Bild interessanter zu machen. Nur ein paar Wegweiser bieten sich an, Selbstporträtversuche mit Nordlicht im Hintergrund gehen in die Hose. Am Anfang sind die Nordlichter gut zu sehen, glimmen auf, bewegen sich etwas und vergehen wieder.
Es gibt ein kleines Kaffe, in dem man sich aufwärmen könnte. In der Eile habe ich weder ein paar Süßigkeiten noch Geld eingesteckt und denke aber auch, wenn ich grade drin bin, könnte ja draußen das Nordlicht meines Lebens zu sehen sein, so bin ich fast 3 Stunden ununterbrochen draußen. Verändere hin und wieder meine Position, klettere mal auf einen Aussichtspunkt, der aber durch den Liftmotor etwas vibriert, so dass ich glaube, dort keine vernünftigen Fotos machen zu können. Jedoch bin ich überrascht, dass nach langer Belichtungszeit von dort oben Nordlichter zu sehen sind, die das Auge gar nicht wahrgenommen hat ….. und Millionen von Sternen, die hinter einigen Wolken hervorluken. Etwas unkoordiniert bin ich noch bezüglich meiner Handschuhe, ich habe dicke Skihandschuhe dabei und  Umklapphalbfingerhandschuhe. Mit beiden hantiere ich herum, aber eine endgültige gute Lösung finde ich nicht, denn für die Einstellungen an der Kamera braucht man doch die Fingerspitzen.
Gegen Mitternacht fahre ich wieder runter im Lift. Diesmal dauert es noch etwas länger, weil immer wieder Menschen einsteigen und dazu der Lift angehalten werden muss, die Station schließt um 0 Uhr.
Andere sind schon früher gegangen als die Nordlichter für das Auge nicht mehr so deutlich waren, aber da ich merkte, dass die Kamera trotzdem noch tolle Bilder einfangen kann, riss ich mich noch nicht vorher los.
In der Herberge angekommen, schlafen die Kinder, Jan ist etwas gestresst von den vielen Menschen, die am Ende der Welt doch noch hier versammelt sind und auf dem Gang zu hören sind.

Ich zeige stolz meine Fotoschätze und erzähle von Jürgen, der um die Ecke von Jans Geburtsort zu Hause ist. Zufälle gibt’s.

 

Danke an die Aurora Skystation und dem Schwedischen Jugendherbergsverband für das tolle Erlebnis

 

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

Ein Kommentar:

  1. Pingback:Nordlichter fotografieren in fünf Schritten - Nordicfamily

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