Tauchen

Ich bin etwas angespannt, damit wir ja rechtzeitig zu meiner Verabredung kommen. Ich könnte ja allein mit dem Auto dorthin fahren, aber irgendwie haben wir es versäumt, mich als Fahrer des Mietwagens anzumelden.

So müssen wir uns an diesem Morgen mit Frühstück, Sachen für den Tag packen und losfahren etwas beeilen. Das schadet nicht, denn die Putzkolonne ist schon im Anmarsch, am Abend haben wir ein sauberes Häuschen, neben frischen Handtüchern auch Bettwäsche – das ist echt ein toller Luxus.

Tauchen am Hafen von „Sao Mattheu“

Wir kommen rechtzeitig um 10 Uhr los und erreichen „cw azores“ rechtzeitig wie verabredet gegen halb elf. Dort belehrt mich Patrizia, eine ältere Dame. Ich lese den obligatorischen Fragebogen durch und probiere meine Ausrüstung an. Es ist recht kühl mein der Divemaster Michael, nimmt einen dicken Neopren – ich lächle nur und erinnere mich an Ostsee-Tauchgänge.
Als wir alles beisammenhaben – unter den neugierigen und interessierten Blicken von Merle anprobiert – fahren wir ein Stückchen mit dem Pickup die Küste lang nach „Sao Mattheu“. Dort ist ein schöner Tauchplatz gleich am Hafen. Ein azorischer Divemaster führt den Tauchgang, Michael taucht hinterher.
Erst mal ein Schreckmoment als das kalte Wasser unter den Neopren kriecht. Ich soll testen ob ich genug weights habe und muss erstmal ein bisschen ruhig atmen, um mich an die Temperatur zu gewöhnen, in Wirklichkeit sind es knapp 20 Grad Wassertemperatur.

Ich tauche das erste Mal wieder nach einigen Jahren – dazwischen liegen 2 Kinder. Etwas unsicher bin ich doch. Als ich dann aber unter Wasser bin, ist alle Unsicherheit hinweg, ich atme, versuche Bild Videos zu machen und alles , was mir der DM zeigt auch zu sehen: 2 Oktopode, ein Schwarm silberner Fische, zwei Muränen, Seeigel, die toll aussehen mit ihren weißen Stacheln am schwarzen Fels und noch einige andere tolle Fische, die ich alle in meinem Divelog, artig aufgeschrieben habe. Wir sind maximal 33 min unten gewesen.. tja das aufgeregte atmen hat wohl doch etwas mehr Luft gebraucht, erfahrene Leute erreichen mit dem Tank locker eine Stunde und der DM plante den Tauchgang für ca 45 min lang..

Da man aber immer Rückmeldung gibt , wann man bei 100 bar bzw dann auf Reserve bei 50 bar ist, haben wir wohl eine Abkürzung zurückgenommen. Ein schöner  Ort war auch, wo wir durch einen Fels Arch durchgetaucht sind. Die Sonne schien toll in die flachen Bereiche und die Sicht war toll, ich schätze 15-20m. Wie früher komme ich total glücklich, etwas bekifft und fast schon süchtig wieder an, aus der Unterwasserwelt. Überlege sofort, ob mir Jan einen zweiten Tauchgang genehmigt. Er ist während der Zeit mit den Kindern in einem Cafe.

Wir fahren zurück nach Madalena, werten den Tauchgang aus und erkundigen uns noch nach Whalewatching. Wegen offseason stehen die Chancen nicht gut. Ein Schlauchboot fährt nicht mit nur 2 Leuten raus – einer müsste mit Morten an Land bleiben, die großen Boote fahren nur von Fajal, aber auch nur, wenn andere Touristen Interesse haben, davon gibt es gerade nicht so viele. Und zur Nachbarinsel müssten wir auch ganz früh eine Fähre nehmen… mmmmh.. hier soll die Chance, Wale zu sehen, aber viel größer sein als auf „Sao Miguel“.

Wir gehen in unsere altbekannte Snackeria und essen zu Mittag – schwimmen macht hungrig. Obwohl Morten schon 2 Bananen gefuttert hat, isst er noch seinen Brei – wow.

Wir freuen uns darauf, heute mal schon am Nachmittag im Häuschen zu sein, nicht erst, wenn das ganze Abendprogramm losgeht.

So können wir in Ruhe Bilder sortieren, im Whirlpool planschen und kochen. Es gibt Hähnchen-Flügel mit Reis und Gemüse. Morten steht total auf Reis!

Der Kamin läuft und nachdem Emanuel, der Hausherr zwei mal da war, um einmal am Whirlpool was zu richten und dann am Internet, sind wir auch mit allem wieder gut versorgt.

Es ist inzwischen draußen neblig und regnerisch geworden, man kann nur manchmal die Nachbarinsel Sao Jorge noch sehen. Meistens sieht man eine weiße Wand.

Ich bringe Morten ins Bett und ahne von Tag zu Tag, dass das mit dem Abstillen doch nicht so einfach ist, wie man sagt – von beiden Seiten. Es ist doch zu schön zu sehen, wie Morten sich auf Muttermilch freut und wie innig diese Momente sind.

Der Kamin brennt und das Internet ’nettet‘ gemütlich vor sich hin.

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