Nach Hiddensee segeln – hieß es Ende August! Da noch so viele Sommererinnerungen rund um das Segeln in meinem Fotoarchiv schlummern, probiere ich heute mal ein neues Blogpostformat mit Dir aus: Die Foto-Love-Story über Spätsommerliche Tage an der Ostsee.
Die Segelyacht „Polaris“ liegt zur Generalüberholung in der Greifswalder Werft. An einem Spätsommertag reise ich von Berlin Richtung Greifswald und treffe dieses wunderbare Schiff dort zusammen mit den Eignern und der Crew. Schon aufgrund des Namens fühle ich mich mit der stolzen Lady, die schon eine Weltumseglung hinter sich und eine andere vor sich hat, sehr verbunden.Die Szenerie hier in Greifswald erinnert mich an meine Heimatstadt Rostock: Alte Backsteingebäude säumen das Ufer der Ryck, einem Fluss, der zum offenen Meer führt. Große und kleine Schiffe liegen hier vertäut. Die Sonne brennt vom Himmel während wir warten, dass die „Polaris“ abfahrtbereit ist. Die Generalüberholung ist in den letzten Zügen. Die Sonne steht schon tief als wir unter Motor den Hafen gen Norden Osten verlassen. Eine kleine Zugbrücke in Wieck gibt uns einen engen Zeitplan vor, sie wird um 19 Uhr das letzte Mal für heute geöffnet. Dann ist für uns der Plan Richtung Stralsund zu segeln. Wie ist es so auf einem Schiff mit einer zusammengewürfelten Crew? Wir müssen uns zunächst einmal beschnuppern und Kennenlernen. Uns verbindet mindestens eines die Leidenschaft fürs Segeln. Bei mir ist es relativ neu, denn ich habe in diesem Sommer erstmals richtig segeln gelernt – auf einer Rügenjolle – kein Vergleich zu dieser riesen Yacht. Die kleine Zugbrücke in Wieck ist in Sicht. Von dort geht es aus dem kleinen Fluss Ryck auf die weite Ostsee. Rechts und links reihen sich kleine Boote und große Schiffe und Cafes am Ufer entlang. Menschen sitzen im Abendsonnenschein in Restaurants. Die Zugbrücke ist wie aus einer anderen Zeit entsprungen, ich komme mir vor wie im Film als zwei Menschen die Mechanik betätigen und das Bauwerk sich öffnet.Und an dieser Stelle durfte ich selbst einmal ans Steuer. Welch ein erhabenes Gefühl und welch eine Ehre.Dann setzen wie Segel und sind auf der offenen See, der Ostsee. Der Wind ist viel frischer als im kleinen Hafen von Greifswald. nur wenige andere Schiffe sind hier unterwegs. Der Himmel färbt sich orange, rot und pink. Ich bin überwältigt, als das große Segel am Wind steht und wir auf Kurs sind. Gewaltige Kräfte wirken hier in den nächsten Stunden und wir segeln in die Nacht. Der Wind ist so stark, dass die „Polaris“ fast 10 Knoten macht und ganz schön schräg in der Welle liegt. Zum Glück werde ich nicht seekrank und genieße die flotte Fahrt über die Ostsee.Bald funkeln die Sterne und wir segeln durch die schwarze Nacht, der Wind ist immer noch kräftig und die „Polaris“ super flott unterwegs. Ich bin etwas benommen und high von dem Erlebnis. Nach dem Sommer auf kleinen Segelbooten ist das ein fulminanter Höhepunkt und ich weiß, dass Segeln mein Ding ist. Die Lichter von Stralsund sind irgendwann in der Ferne zu sehen und wir ankern in einer windstillen Bucht, um die Nacht zu verbringen. Es ist nach Mitternacht als ich in der Koje einschlummere.Am Freitagmorgen laufen wir in den kleinen Stadthafen von Stralsund ein, um zu Frühstücken. Die Backsteingebäude der Hansestadt empfangen uns am Kai und das Ozeaneum in seiner vollen Pracht steht zwischen ihnen. Mit einem Segelkollegen gehe ich zu Fuß durch die Altstadt zum nächsten Supermarkt und kaufe ein paar frische Brötchen für das Crewfrühstück. Es ist wieder ein hervorragender Sommertag. Wir bleiben nicht lange und legen bald wieder Richtung Hiddensee ab. Zwischen Stralsund und der kleinen Insel Hiddensee ist es meistenteils sehr flach, so dass wir unter Motor die Fahrrinne entlangfahren. Wir frühstücken gemütlich an Deck zu Ende und genießen die Aussicht auf die Umliegenden Landzugen und Ufer. Es ist einiges hier los auf dem Wasser. Bald legen wir im kleinen gemütlichen Hafen von Neuendorf auf der Insel Hiddensee an. Das Dorf aus ein paar Dutzend Häusern ist die südlichste Siedlung auf der Ostseeinsel. Ein paar Fischerkähne im Hafen und einige andere Segler. Es ist erst später Vormittag so, dass wir einen langen Sommertag auf der Ferieninsel vor uns haben. Die halbe Crew leiht sich Räder und wir schaffen es bis zum südlichen Leuchtturm. Allerdings werden wir von massenweise Mücken gepiesackt. Erst am Strand lassen sie von uns ab. Hier am südlichen Strand sind nicht viele Urlauber unterwegs obwohl es so heiß ist, dass wir alle paar hundert Meter eine Runde schwimmen und dann weiter spazieren. Paradiesisch. Hier auf der Ostseeinsel könnte man Zeit und Raum vergessen, alle möglichen Corona Nachrichten und die sonstige Welt. Wir erleben einen fulminanten Sonnenuntergang, wenn wir uns an die frische Luft trauen, denn die Mücken sind immer noch aktiv. man könnte sich auch ins Schiff verziehen und sich vor den Mücken schützen, aber dann könnte man nicht dieses große Kino am Himmel verfolgen. Das Zwielicht am Strand zum Sonnenuntergang lädt mich zur Fotosafari mit Langzeitbelichtungen ein. Wieviele Fotos ich wohl schon mit diesem magischen Meer habe? Ich weiß es nicht. Eines dieser Bilder, die ich immer wieder machen muss, wenn ich am Meer bin. Die BUhnen haben schon jede Welle gesehen und zu ihren Füßen sammeln sich Donnerkeile, Bernsteine und Hühnergötter. Des Nachts stehen die Pferdefuhrwerke und ruhen bis zum nächsten Tag, denn auf Hiddensee fahren keine Autos, nur Fahrräder oder Pferdegespanne holpern auf den Wegen entlang. Am Sonntagmorgen umrunden wir die Nordspitze Hiddensees. Der markante Leuchtturm winkt von Ferne, die Steilküste liegt zart und zerbrechlich im Meer. Jedes Jahr brechen hier einige Meter Küste besonders in den Herbststürmen ab. Dann wird das Meer weit und groß. Wir halten Kurs auf Warnemünde Hohe Düne. Der Wind ist genau richtig, um das gigantische Gennacker der „Polaris“ zu setzen. Es lagerte im vorderen Klo, eine Menge Stoff, wie sich herausstellte. Aber eine gigantische Aussicht, wenn ich auf dem Vorderdeck liege und nach oben schaue.Es ist so schön, vorne am Bug zu sitzen und aufs weite Meer hinaus zu schauen. Ich fühle mich eins mit der Natur und der Kraft hier draußen-Am frühen Abend ist der Heimathafen der „Polaris“ in Sicht, Hohe Düne bei Warnemünde. Es ist auch quasi mein Heimathafen, denn ich wurde in Rostock geboren und meine Großeltern lebten in Warnemünde. Oft war ich an der Mole mit meinem Großvater angeln. Dennoch habe ich in Rostock oder Warnemünde als Kind nie das Segeln gelernt. Nun liegt die „Polaris“ hier nur noch ein paar Tage bis sie ihre Weiterreise antritt. Ich bin so dankbar, dass ich die Lady auf dieser Fahrt in all ihrer Schönheit erleben durfte. Bin für eine liebe Crew dankbar, gute Gespräche und gemeinsame Momente. Von diesen Sommererinnerungen voll Freiheit und Sonnenschein werde ich noch eine Weile zehren.
Geertje
Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.
Auf der neuen Plattform Skandinavien.live kommt der Norden mit Events live zu dir nach Hause. Ob eine geführte Wanderung durchs Fjäll, ein Kochabend mit der finnischen Großmutter oder ein Konzert am nördlichsten Punkt Norwegens – Du kannst am Bildschirm mit dabei sein.
Über uns
Wir, das sind Morten (7 Jahre), Merle (12 Jahre) und die Eltern Jan und Geertje, reisen gern und viel, bisher hauptsächlich in den Norden. Gerne Off Season, abseits ausgetretener Pfade und berichten davon seit 2009 in Ausstellungen, Vorträgen auf unserer Facebookseite, auf Youtube in Videos, auf Instagram in Bildern und in unserem Blog.
Reiseblogger Kodex
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