Björkliden und Abisko – Winterwonderland

Wenn Nils Holgersson mit seiner Gans in den Norden geflogen ist, schauten sie nach unten auf die Bergketten zwischen Norwegen und Schweden, dort wo auch das kleine Örtchen Björkliden und der Abisko Nationalpark liegen.

Winterliches Schwedisch Lappland

Es ist Mitte Dezember und eigentlich die dunkelste Jahreszeit in Schwedisch Lappland. Außerdem hatte ich das Gefühl, alle Thermometer reichten nicht aus, um die niedrigen Temperaturen bis fast minus vierzig Grad anzuzeigen. Wenn ich draußen in Jukkasjärvi rund um das Icehotel herum laufe, sind in null komma nix meine Wimpern eisig weiß gefroren.

Schon in dem kleinen Dorf hier oben ist man weit weg vom Weltgeschehen und der Corona Lage. Alle arbeiten mit Hingabe in den vergänglichen Material Schnee und Eis.

Die Welt hier oben ist schon sehr anders in diesen Wochen. Der entspannte Umgang der Schweden mit dem Thema Covid und die Polarnacht sind zwei Faktoren, die mich sehr gern hier oben sein lassen.

Polarnacht nördlich des Polarkreises

Es ist auch gar nicht ganz und gar dunkel, wie der Begriff Polarnacht vielleicht vermuten lässt. Zwischen 11 und 14 Uhr ist es Tageslicht auch wenn die Sonne ab Mitte Dezember nicht mehr hinter dem Horizont hervorkommt.
Der weiße Schnee reflektiert das wenige Licht und es entstehen wunderbare Farbverläufe am Himmel von Pink über Magenta bis leuchtend Blau.

Björkliden und Abisko

Björkliden und Abisko nach einer Stunde Fahrt von Kiruna

Eine Stunde Fahrt von hier gen Westen Richtung norwegischer Grenze von Kiruna aus liegt der Abisko Nationalpark mit dem Torneträsk. Das ist der große See, aus dem auch der Torne Älv entspringt. Aus dessen gefrorenem Wasser wird jährlich das Icehotel neu errichtet.

Die Fahrt von Kiruna nach Abisko

Ich begebe mich auf die kleine Reise dorthin.
Der Zug rauscht den immer höher werdenden Bergen entgegen und irgendwann erscheint rechts der langgezogene See, es ist schon fast dunkel. Das Wasser ist Mitte Dezember noch nicht ganz gefroren.

Skiausleihe in Abisko

Fjällski leihen wir in der Jugendherberge, der STF in Abisko. Es ist ein prima Ausgangspunkt für kurze und lange Touren mit Übernachtungsmöglichlkeit, Shop und Ausleihstation. Schon 2013 haben wir hier einst als Familie genächtigt und Nordlichter bestaunt.

Die Skiausrüstung habe ich vorher via E-Mail bestellt und wir bekamen gleich  noch eine prima Beratung zu den Skiern dazu. Sie sind eine Mischung aus Langlaufski und Skitouren Brettern. Mit Stahlkante und etwas breiter als erstgenannt. Dazu leihen wir natürlich Felle, Stöcke und Schuhe, alles genau passend für die Gegend.
Dass ich mir später dasselbe Modell für meine kommende Grönlandüberquerung zulege, spricht nur für die gute Beratung!

Für die allermeisten Skandinavier ist jetzt gerade keine Skisaison. Die beginnt erst im Frühlingswinter, wenn die Tage schon richtig lang sind, Ende Februar Anfang März. Dann ist diese Gegend aber auch sehr bevölkert.

Wintertour zwischen Abisko und Björkliden

Bei meinem ersten Besuch laufe ich mit Skiern und einer schwer bepackten Pulka den Rallavägen am Ufer des Torneträsks entlang. Die Eisschollen erzeugen zusammen mit den Wellen eine etwas unheimliche Geräuschkulisse.

Wie eine kleine Karawane ziehen mein Ski Kumpel und ich in die Dunkelheit, es fällt uns schwer den richtigen Weg auszumachen. Die gute Laune geht trotzdem nicht flöten und wir wissen, dass es von Abisko von Björkliden nicht weit sein kann. Da liegt nämlich unser Tagesziel: eine warme Hütte.
Vielleicht sind die Winterwanderwege auch noch  nicht gespurt? Denken wir, als wir in einer Art Sackgasse landen und uns nichts anderes übrigbleibt als die Straße zu nehmen.

Mutig auf der linken Seite laufend kommen uns einige Autos und auch große Laster entgegen. Ich hoffe inständig, dass sie meine Ultrahelle Stirnlampe gut sehen und uns nicht über den Haufen fahren.  Endlich ist der Abzweig in das kleine Skidorf Björkliden in Sicht und ein großen Schild „Välkomen“ empfängt uns Gäste. Nun noch ein paar Straßen Serpentinen hinauf mit Skiern und Pulka, dann wartet die Hütte auf uns.

Hier im Björkliden Fjällby und Abisko waren wir schon einmal um Ostern herum mit der ganzen Family und haben richtig die Lifte mit den dazugehörigen Skiabfahrten ausgekostet. Nun ruht hier noch alles im Winterschlaf. Am kommenden Morgen sehen wir die sanften Hügel und Berge, die bis zu 1800 Meter in den Himmel ragen bei Tageslicht. Die Pisten sind noch nicht präpariert, sondern warten auf ihren Einsatz in zwei Monaten. Einige Hütten in der Anlage sind besetzt. Der perfekte Ort für eine ruhige Auszeit ohne viel Trubel.

Björkliden und Abisko

Off season in Björkliden

Im Sommer sind die Hütten sicher auch ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen ins Fjäll des Abisko Nationalpark. Wir nutzen nun im Winter jedoch das wenige Tageslicht, um an jedem der kommenden Tage eine kleine Runde in die schöne Landschaft zu unternehmen. Es ist herrlich einsam und nun nicht besonders kalt.

Das Tor Lapplands – Lapporten zieht immer wieder meinen Blick auf sich. Die markante Bergformation sieht von der Natur fantastisch durchdesignt aus und erscheint mal dramatisch mit Wolken oder seicht im Morgenlicht.

Björkliden und Abisko  schwarzes Eis

Ich kann mich nicht sattsehen an dem graublauen Torneträsk inmitten des Bergpanoramas. Von weiter oben, wenn man hinunter auf den Ort und den See schaut, ist es so ursprünglich und wild.

Hier herrscht auch eine besonders trockene Wetterlage, die Niederschläge kommen vor oder hinter den Bergen herunter, aber nicht hier. Es entsteht das sogenannte Blue hole, was für extrem wenig Wolken sorgt. Das wiederum verspricht eine hohe Nordlichtwahrscheinlichkeit.
Im Dezember mit langen Nächten kann man die Aurora Borealis hier wirklich häufig sehen.

Mit Familie in Björkliden und Abisko Nationalpark im Winter

In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr verbringen wir einige Nächte zu viert hier in der ruhigen Hüttenanlage. Das große Hotel, was gleichzeitig als Rezeption dient, ist noch nicht geöffnet, bietet uns aber bei einbrechender Dunkelheit einen wunderbaren gemütlichen Raum zum Spielen, im Internet surfen und sogar einen kleinen Laden, wo wir täglich ein paar Leckereien kaufen. Ich liebe es, durch die großen Panoramafenster nach draußen in die Dämmerung und später in die Dunkelheit hinaus zu schauen, die wenigen Lichter im Tal unten sehen märchenhaft aus.
Für die Kids finden wir an jedem Tag ein kleines Ausflugsziel.

Der zugefrorene Torneträsk

Heute fahren wir runter nach Abisko und parken an der STF Abisko. ein kleiner Winterwanderpfad führt uns an den Strand des Torneträsk. Durch kleine Wäldchen aus Krüppelbirken spazieren wir zu dem zugefrorenen See. Wo noch vor zwei Wochen die Eisschollen ans Ufer schlugen, weil er noch nicht richtig gefroren war, liegt nun eine weiße Fläche vor uns.

Björkliden und Abisko  gefrorener See

Vorsichtig schiebe ich ein wenig Schnee zur Seite, tatsächlich finde ich darunter das schwarze Eis, einige Blasen, Risse, tiefe Einblicke in ein fantastisches Gewässer.
Wir lassen die Drohne fliegen, genießen den Blick auf Lapporten und gehen verzaubert über den zugefrorenen See. Natürlich nur im Randbereich, irgendwie trau ich diesem kleinen zugefrorenen Meer noch nicht ganz.
Ein intensives Erlebnis bei minus 20 Grad.


Ich bemerke wie schön es ist, genau das mit der Familie zu teilen. Darüber werden wir uns noch später viel unterhalten… wißt ihr noch als wir den echten Winter erlebten?

Als wir wieder zurück spazierten, ist auch das Naturum in Abisko an der STF geöffnet. In einer kleinen gut gestalteten Ausstellung erfahren wir hier interessantes über die Natur, die Tiere, die Landschaftsform, auch über die Kultur der Samen, die hier oben zu Hause sind.

Björkliden und Abisko Sami Camp
Sami Camp

Samisches Outdoor Museum in Abisko

Tags darauf schließen wir gleich an das Thema an und machen eine Wanderung vom selben Startpunkt aus in Richtung eines samischen Platzes.

Wieder spazieren wir aus der Zivilisation heraus durch kleine Büsche und Birken bis wir auf einige historische Holzhäuser stoßen. Ich bin mit Schneeschuhen unterwegs, die anderen stapfen den Pfad durch den Schnee entlang hinter mir her und alle bleiben wir wie angewurzelt stehen. Diese kleinen Bauwerke sind handwerklich perfekt und strahlen Heimlichkeit, Stärke und Wärme aus. Neben jedem der Bauten im Sami Camp erklärt ein kleines Schild die Funktionen des jeweiligen Häuschens.

Die Jungs gehen bald zurück zum Parkplatz, die Kälte lässt sie schnell hungrig werden, außerdem hat Jan einen nicht so fitten Fuß.
Mit Merle geh ich noch ein Stückchen weiter. Immer wieder erhaschen wir blick in die Weite Landschaft und auf die umliegenen Berge. Wie schön.

Björkliden und Abisko – der gefrorene Wasserfall – Silverfallet in Abisko

Eine weitere Sehenswürdigkeit müssen wir unbedingt abklappern.
Der Silverfallet ist sehr leicht zu erreichen. Man kann an der Straße parken und geht dann nur runter zum See. Über den Felsen hängen prachtvoll die leuchtend blauen und eisigen Wassermassen des Silverfallet. Besonders gut kann man die von einer Brücke aus bewundern.

Wir wandern jedoch ganz runter zu der Schlucht, wo der Wasserfall auf den Torneträsk trifft und wandern gewissermaßen direkt über das Wasser und können die blaue eisige Wand berühren.
Gigantisch, was das für ein Rauschen im Sommer sein muss!

Björkliden und Abisko  Lapporten

Björkliden Fjällby Hotel und Hütten  – Ski Winterwonderland

Immer wieder freuen wir uns nach den Ausflügen in unsere muckelige Hütte zurückzukommen. Selbst die Kinder sind scharf auf die allabendliche Sauna. Nach der rollen wir uns ein bisschen im Pulverschnee. Rund um die Hütte sind im Laufe der Tage verschiedene Schneebauwerke, Rundbauten, und eine kleine Rodelbahn entstanden, wir haben alles etwas umgeflügt und konnten der Kreativität freien Raum lassen.

Björkliden und Abisko  WInter

Nach den vielen Wochen Icehotel Arbeit war ich froh, diese Freude auch mit den Kindern zu teilen.

Björkliden und Abisko Nordlicht

Nach der Sauna stehen wir in ein Handtuch gewickelt auf dem Balkon der gemütlichen Hütte und sehen über den Torneträsk zu Lapporten, dem Tor nach Lappland.

Dann fängt langsam an der Himmel grünlich zu wabern und tatsächlich tanzt die Lady Aurora hier für uns, was für ein perfekter Abschluss unseres Aufenthaltes in Schwedisch Lappland.

Glück erfüllt und mit so vielen fantastischen Wintererinnerungen fahren wir am Silvestertag 2021 wieder aus Björkliden und Abisko nach Hause.

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