Eisangeln in Schweden – wie ich einen Hecht aus dem Eis zog

Eisangeln in Schweden ist nicht immer von Erfolg gekrönt und wir haben es schon öfter mal probiert, was hier geschah, grenzt an ein Wunder….

Es ist ein Tag vor Weihnachten. Heute sind wir bei Arne in Poikkijärvi zu Gast.
Ich, Morten, der jüngste in der Nordicfamily, mag Eisangeln besonders gerne und schreibe diese Geschichte für Euch auf.

Ein Hechtbotschafter in Nordschweden

Arne Bergh ist mit Poikki Pike der Hecht Botschafter des Torne Flusses, ein wahrer Kenner des großen Raubfisches.

Während andere nur Lachsforellen aus den Flüssen des Nordens angeln und die Hechte verschmähen, bereitet Arne daraus vorzügliche Gerichte wie Sashimi zu und fängt ganz gezielt diesen tollen Raubfisch.

Eisangeln in Schweden mit Poikki Pike

Bei klirrender Kälte laufe ich mit Mama und Merle von unserem Ferienhaus runter auf den zugefrorenen Fluss Torne, wo wir 200 Meter durch den tiefen Schnee stapfen, bis wir vor Arnes Haus stehen. Obwohl es schon nach zehn Uhr ist, ist es gerade erst hell geworden. Es sind minus 15 Grad draus.

Eisangeln in Schweden in Poikkijärvi
Poikkijärvi am Torne Älv


Vorbereitungen für das Eisangeln in Schweden

Noch ein paar Stufen und wir stehen in der gemütlichen Wohnküche unseres Freundes, der früher Artdirector am gegenüberliegenden Icehotel war. Sein Haus strotzt vor vielen kleinen und großen Kunstwerken. Er zeigt uns jedoch erst einmal die bereitgelegte Angelausrüstung.
Knorrige Stöcker mit einer festen Angelschnur vorne dran gebunden, dann folgt kein klassischer Haken, sondern eine Art Schnappfalle aus Metall. Ich krieg ein bisschen Angst, weil es ziemlich spitz aussieht
Arne holt kleine Köderfische aus der Tiefkühltruhe, die müssen einen Moment auftauen, kommen aber mit ins Gepäck.

Genug geschwitzt, raus geht’s auf die Schneemobile. In einem Anhänger liegt der gewaltige Eisbohrer, eine Schippe und dann die vorbereiteten Angelstöcker. Papa ist inzwischen auch eingetroffen.

Mit dem Schneemobil zum Eisangeln in Schweden

Ich darf mit auf das Profi Schneemobil, Papa und Merle fahren eins und Mama fährt das andere.
Als wir den kleinen Hang vom Haus runter auf den Fluss fahren, fühlt es sich etwas wackelig an.
Dann geht’s aber richtig zur Sache und im Gesicht wird’s mega kalt. Wir düsen in eine kleine Bucht des Torneflusses, fünf Kilometer von hier. Dort hat Arne ein paar Stellen ausgemacht, die eventuell günstig zum Hechtfischen sind.

Eisangeln in Schweden mit dem Schneemobil
Foto: Arne Bergh / Pikki Pike

Wie geht das mit dem Eisangeln jetzt genau?

Die Arbeitsschritte für eine Falle sind immer die gleichen:

  • Stelle auf dem Eis von Schnee befreien
  • Eisloch bohren
  • kleines Eis rausfischen
  • Tiefe ausloten
  • Schnurlänge bestimmen und den Köder befestigen
  • den Köder hinunterlassen und einen anderen Stock quer zur Angel über das Loch legen
  • das ganz mit einem Haufen Schnee befestigen

Acht Hechtfallen haben wir ausgelegt und sind super gespannt, ob da einer bis heute Abend oder morgen anbeißt. Man darf sie nicht so lange unbeobachtet lassen, denn wenn ein Fisch anbeißt und an der Falle hängt, quält er sich. Man muss ihn dann alsbald rausholen und töten.

Was noch so zu tun ist vor Heilig Abend in Schweden

Am Tag vor Weihnachten ist ja noch einiges zu tun, wenn man schon hier oben im nordischen Schnee ist. Die Mama braucht unbedingt noch ein Eisloch, in dem sie auch baden kann, sonst ist sie nicht glücklich. Während ich ein bisschen auf der Couch chille und auf den Fluss schaue, läuft sie ganz geschäftig hin und her, hat mal eine Schaufel in der Hand, mal eine Kettensäge.

Als es dann schon wieder fast dunkel ist, sehe ich wie sie unten auf dem Fluss mit einer riesigen Säge ein viereckiges Loch in das Eis gesägt hat. Sie ist von oben bis unten nassgespritzt. Ob das so soll? Sie sieht ganz zufrieden aus.

Sauna und Eislochbaden – jeden Tag in Schweden

Als wir dann später die Sauna anheizen und sie sich in dem Eisloch juchzend mit kaltem Wasser übergießt, sehe ich, dass sich die Arbeit wohl gelohnt hat. Hier oben in Schweden gibt’s fast jeden Tag Sauna für uns.
Oft wälzen wir uns danach im Schnee oder kühlen uns anders ab. In der Sauna ist es so gemütlich, dass wir stundenlang dort sitzen und uns Geschichten erzählen oder Rätsel stellen.

Sauna in Nordschweden
Sauna am Torne Älv in Poikkijärvi

An solchen Abenden bin ich auch immer schön schläfrig. Wenn es dann noch was leckeres schwedisches zu essen gibt, Köttbullar oder Rentierfleisch , bin ich glücklich und zufrieden.

Während Mama schon wieder geschäftig Nordlichter fotografiert, stehe ich nur staunend mit meinem Handtuch umgeschlungen am Ufer und schaue in den Himmel.
Die grünen Schleier tanzen dort wie Vorhänge, die vom Wind verweht werden. Ich glaub, das ist das zweitschönste Weihnachtsgeschenk. Wirklich schick. Vor allem kann man das wirklich nicht zu Hause erleben.

Nordlicht in Jukkasjärvi
Nordlichter am Icehotel in Jukkasjärvi

Heiligabend mit Hecht in Schweden

Der 24. Dezember ist heute für uns nicht nur der heilige Abend. Wir werden auch schauen, ob wir Angelglück hatten.
Papa und Merle wollen ausschlafen. Mit Mama, der Frühaufsteherin, ziehe ich wieder gegen zehn rüber zu Arnes Haus.

Er muss noch sein Aurora Hut für neue Gäste vorbereiten. Die kleine Hütte ist ganz autark und kann irgendwo in der Wildnis stehen. Dort drinnen hat man es dann ganz gemütlich und kann aus dem Glasdach heraus Nordlichter beobachten.

Hechtfallen kontrollieren

Dann geht’s aber gleich los: Mama fährt einen Scooter und ich sitz bei Arne mit drauf. Diesmal vorne, ich fahr sozusagen das Schneemobil selber. Arne hat natürlich seine Hand mit am Lenker. Ganz schön cool, so durch die Gegend zu fahren. Ich bin super gespannt, ob da überhaupt irgendein Fisch an einer Angel dran ist.

Eisangeln in Schweden von oben

Wir halten an den ersten Löchern an und nehmen vorsichtig die Stöcker in die Hand und ziehen die Schnur nach oben. Leider nichts dran, wie schade. An einigen sind aber die Köder angeknabbert, das kann ich genau erkennen. Wollten die Hechte uns austricksen und einfach nur die kleinen leckeren Fische essen?

Eisangeln in Schweden Torne Fluss

Wir legen wieder alles sorgfältig in den Anhänger, vielleicht für die nächste Angeltour.

Weiter hinten in der Bucht haben wir die letzten drei Löcher gesetzt.

Kontrolle der letzten ausgelegten Hecht Fallen – Eisangeln in Schweden

Eisangeln in SchwedenTorne
Eisangeln in Jukkasjärvi

Dort brausen wir mit dem Schneemobil hin. An einem Loch hebe ich vorsichtig den Stock nach oben und denke: wieder nichts dran. Doch dann spüre ich Gewicht. Aus dem 20 Zentimeter großen Loch ziehe ich die Leine Stück für Stück nach oben. Irgendetwas zappelt daran. Und plötzlich lugt eine Hechtschnauze durch das Loch.

Eisangeln in Schweden - Überraschung
Eisangeln in Schweden - Hechtfalle

Ich kann es kaum glauben, was für ein großer Fisch da dran hängt. Ich rufe Arne und Mama, wir freuen uns alle und jubeln. Arne nimmt dem Hecht vorsichtig die Falle aus dem Maul. Der Fisch hat es leider noch nicht mal geschafft, den ganzen Köderfisch zu verspeisen. Dann bin ich an der Reihe und haue mit einem dicken Stock dem Hecht gezielt auf den Kopf, damit er tot ist und sich nicht weiter quält. Puh, das war nicht einfach, dann nehme ich ihn nochmal dankbar und stolz in den Arm und halte ihn in die Kamera.

Eisangeln in Schweden - Frisch gefangen

Ich hätte nicht mehr gedacht, dass wir einen fünfzig Zentimeter großen Hecht hier rausfischen.

An den anderen Angelschnüren hing kein weiterer Fisch. Das ist auch ganz ok. Der große Hecht sollte für ein schönes Mittagessen für uns vier reichen.

Eisangeln in Schweden - der Hecht

Jetzt kann ich es kaum erwarten, Merle und Papa von dem Fang zu erzählen.

Zurück zum Haus mit unserem Hecht aus dem Eisloch

Wir packen alles sorgfältig in den Anhänger und düsen mit den Schneemobilen zurück zu Arnes Häuschen am Ufer des Torne Flusses in Poikkijärvi gegenüber des Icehotels. Ich bin so aufgeregt, dass ich die Kälte im Gesicht gar nicht spüre.

Eisangeln in Schweden - Schneemobil

Am Haus angekommen, ziehen wir schnell unsere warmen Sachen aus und Arne zeigt uns in seiner Küche genau, wie er den Fisch ausnimmt und filetiert.

Frisch gefangener Hecht in der Küche nach dem Eisangeln in Schweden

Während viele Angler hier in der Gegend, den Hecht nicht mögen, weil er so viele Gräten hat, weiß unser Freund, wie man ihn gut zubereitet und kunstvoll filetiert, so dass kaum noch Gräten am Fleisch sind.

Eisangeln in Schweden - filetieren

Zunächst schlitzt er den Bauch auf und ich darf die Leber und den Rogen auf einen extra Teller legen. Eine wahre Spezialität, wenn man sie anbrät. Galle und Darm werden weggeworfen.

Dann nimmt er ein Spezialmesser und schneidet damit zwischen Gräten und Fleisch, ganz flach, und trennt beides. Den Schwanz schneidet er ab und zeigt mir, wie ich ihn als Trophäe an die Wand kleben kann, denn in seinem Bad gibt es einige Dutzend Fischflossen, die an den Fliesen kleben.

Eisangeln in Schweden - Trophäe
Eisangeln in Schweden – Trophäe

Außerdem schillert die Haut ganz grünlich gepunktet, die nehme ich auch in einer Tüte mit nach Hause, ein richtig cooles Andenken an den großen Fang. Vielleicht kann ich sie ja in der Klasse zeigen.

Mit zwei riesigen Filets und Trophäen in der Tüte stapfen wir zurück zu unserem Ferienhäuschen in Poiikijärvi. Mittagsessenszeit am Heilig Abend Tag. Papa und Merle sind noch mit dem Auto unterwegs, um Rentierfleisch und einiges fürs Lagerfeuer heute Abend zu besorgen.


Mama bereitet die Bratpfanne vor und kocht noch Stampfkartoffeln, Wir braten die Filetstückchen in Butter mit Pfeffer und Salz. Es duftet im ganzen Häuschen. Hoffentlich findet das Markus, der Hausbesitzer nicht schlimm, denn er scheint Veganer zu sein.

Eisangeln in Schweden – Frisches Hechtfilet zum Mittag

Als Papa und Merle dann auftauchen gibt’s für jeden von uns frischen Brathecht und Kartoffeln, Das schmeckt so lecker!

Arne erzählte uns auch noch, dass der Fisch hier so gut schmeckt, weil der Torne so sauberes Wasser hat. Er ist einer der letzten wilden Flüsse Europas. Es gibt kaum Industrie an seinen Ufern. Er entspringt in den Bergen, die an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden sind, im Abisko Nationalpark. Dort gibt es den See Torneträsk und daraus entspringt der Torne Älv, der Fluss, der sich dann bis zum Bottnischen Meerbusen schlängelt. Im Torndalen kurz vor der Mündung ist er ganz sprudelig, es gibt viele Stromschnellen und auch ganz besondere Fische, Sik – die dort gefischt werden. Das durften wir auch schon einmal miterleben.

Weil das Wasser so schön klar und sauber ist, sieht auch das Icehotel so gut aus, die Eisblöcke sind super klar.

Mehr Lesestoff über das Eisangeln in Schweden

Bei anderen Eisangel Erlebnissen in Schwedisch Lappland hatte ich vor einigen Jahren auch so viel mehr Glück als meine Familie und holte einen Fisch nach dem andern raus. Das kannst du hier nachlesen und auch ein Video dazu schauen.

Hier gab es sogar mal einen kleinen Eisangel Wettbewerb in Arvidsjaur.

Eisangeln in Schweden ist eine meiner Lieblingstätigkeiten, es heißt hier auch „pimpeln“. Man lagert auf Rentierfellen auf dem Meterdicken Eis des zugefrorenen Flusses und läßt sich die Frühlingssonne auf den Bauch scheinen.

Für das Eisangeln in Schweden braucht man gar nicht viel, am wichtigsten finden wir allerdings einen Ort- und fischkundigen Guide, der oder die einem mit regionalem Know How wie Arne mit Poikki Pike zur Seite stehen kann.

Eisangeln in Schweden - Abschied
Arne und Mama am Flughafen mit ihren Rainbow Rentiermützen

Kommentare sind geschlossen.